Sprache:
Deutsch
Seiten:
90 Minuten
Schlagwort(e):
Tourismus
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Jerusalem
Kurzfassung:
Nidal und Mikhal arbeiten als Stadtführerinnen in Jerusalem. Nidal ist palästinensische und Mikhal jüdische Staatsbürgerin Israels. Die Dokumentation begleitet die beiden Frauen jeweils getrennt mit drei unterschiedlichen Besuchergruppen - Juden, Christen und Moslems. Deutlich werden nicht nur die unterschiedlichen Erwartungen der Besucher, sondern vor allem die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Frauen auf ihre Stadt und die Lage in ihrem Heimatland. ARTE zeigt diese Sendung im Rahmen des Thementages über Jerusalem. Die Mittdreißigerin Nidal ist Araberin, geboren in Haifa und immer schon für die palästinensische Sache eingetreten. Als israelische Staatsbürgerin war sie von Kindesbeinen an gezwungen, sich der jüdischen Geschichte, den jüdischen Traditionen, dem Zionismus zu fügen. Heute fordert sie ihr Recht auf eine palästinensische Identität ein - bestimmt, aber nicht militant. Nidal arbeitet als Fremdenführerin in Jerusalem. Als Spezialistin für die dreifach heilige Stadt führt sie tagtäglich Touristen aus aller Herren Länder durch die Straßen zwischen Heiligem Grab, Tempelberg und Klagemauer. Ganz diskret gibt sie dabei ihren Standpunkt an interessierte Touristen weiter. Die Dokumentation begleitet Nidal auf ihrer Tour mit drei Besuchergruppen: Ein Mal sind es amerikanische Juden, ein anderes Mal israelische Araber, wieder ein anderes Mal französische Katholiken. Dreimal das gleiche Besichtigungsprogramm mit fast identischen Erläuterungen, wenngleich auch jedes Mal mit anderen Nuancen erzählt. Auch Mikhal führt Touristen durch Jerusalems Altstadt. Sie ist israelische Jüdin und stolz, Zionistin zu sein. Die Dokumentation begleitet sie ebenfalls mit drei Gruppen - Christen, Juden und Moslems - bei ihren Stadtführungen. Und auch Mikhal erzählt ihre Geschichten immer etwas anders, je nachdem, wer ihre Zuhörer sind. Bei den Besuchen des armenischen Viertels und der Gassen des jüdischen Viertels, entlang der Klagemauer, durch das Dungtor und die Suqs in Richtung Tempelberg, auf der Via Dolorosa mitten durch das arabische Viertel und anschließend wieder hinunter zum Heiligen Grab im christlichen Viertel sieht der Zuschauer Jerusalem mal aus der arabischen, mal aus der jüdischen Perspektive, je nach Stadtführerin. Aus ihren unterschiedlichen Kommentaren lässt sich heraushören, wo schon seit vielen Jahren der Schuh drückt im Verhältnis zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Jerusalem ist keine Stadt wie jede andere, auch der Tourismus dort ist überwiegend religiös motiviert. Man ist empfindlich und dünnhäutig überall dort, wo Moslems, Juden und Christen miteinander in Berührung kommen. Aber über alle Spannungen und Dispute hinweg setzen die beiden Stadtführerinnen auch auf eine kräftige Dosis Humor in ihrem Bemühen, die von ihnen betreuten Besuchergruppen nicht nur für die Stadt, sondern auch für die jeweilige Vorstellung, die sie beide von ihr haben, einzunehmen. Es ist ein gelegentlich bitterer Humor, aber auch immer einer, der die Spannungen zu mildern versucht, die in einer Stadt, die unter permanenter Überwachung steht, ständig zu spüren sind. Außer von den beiden Stadtführerinnen und ihren Besuchergruppen erzählt die Dokumentation auch von denjenigen, die in der Altstadt Jerusalems leben und arbeiten. In ihren Läden, ihren Häusern, ihren Kapellen, Moscheen, Synagogen, in ihren Uniformen - alle mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, geprägt von der Historie dieser Stadt mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit.
Anmerkung:
Produktion: arte, 2008; Fernsehmitschnitt: arte, 16.4.2009
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