Sprache:
Deutsch
Seiten:
56, V S.
Ausgabe:
[Faks. d. Ausg.] Berlin, 1786
Erscheinungsjahr:
1926
Serie:
Publikation der Soncino-Gesellschaft 5
Paralleltitel:
Elektronische Reproduktion Verzeichnis der auserlesenen Büchersammlung des seeligen Herrn Moses Mendelssohn
Schlagwort(e):
Katalog
;
Mendelssohn, Moses 1729-1786
;
Bibliothek
Kurzfassung:
Das 1926 erschienene "Verzeichniß der auserlesenen Büchersammlung des seeligen Herrn Moses Mendelssohn" ist nicht das originäre von 1786, das die Privatbibliothek des berühmten jüdischen Gelehrten in dessen Sterbejahr 1786 erfasste und repräsentierte. Vielmehr handelt es sich bei dem vorliegenden Katalog um ein Faksimile, das "in getreuer Reproduktion das Verzeichnis der Bücher [wiedergibt], die Moses Mendelssohn hinterlassen hat." Besorgt hat es die Soncino-Gesellschaft der Freunde des Jüdischen Buches, die 1924 gegründet wurde und sich als bibliophile Vereinigung der Pflege der jüdischen Buchkultur widmete. Der Initiator der Gesellschaft, Herrmann M. Zadok Meyer, zeichnet für den Reprint verantwortlich, von ihm stammt ein fünfseitiges Beiwort, in dem er auf Mendelssohns Büchersammlung, die Reproduktion und den Erkenntniswert von (privaten) Bibliotheken eingeht. Aus den Erzählungen von Mendelssohns Freunden wüssten wir etwa von der als Studierzimmer eingerichteten Mansarde, "in der der größte Teil dieser Bibliothek aufgestellt war, während einige besonders erlesene Werke in seinem Kontor zwischen Warenproben und Kassenbüchern ihren Platz gefunden hatten; aber leider ist uns über Verbleib und Schicksal der Sammlung nichts bekannt geworden." In die Büchersammlung eines Individuums, zumal eines schöpferischen Menschen Einblick zu bekommen, ermögliche "einen der höchstpersönlichen Eindrücke von der inneren Struktur des Geistes" des Betreffenden, ein Bibliothekskatalog offenbare "den selten beachteten Gradmesser geistigen Wesens" eines Menschen. Im Fall des Mendelssohnschen Katalogs könnten wir "an die Urquellen greifen, aus denen das geistige Leben des Mannes geflossen ist, hier können wir die einzelnen Faktoren sorgsam zerlegt und zergliedert wiederfinden, die als Einheit das Merkmal seiner geistige Tätigkeit darstellen. Hier finden wir die Namen der Männern, die ihm Führer auf dem Pfade der Erkenntnis waren." Insofern zeige sich das Bücherverzeichnis bei näherer Betrachtung "als ein brauchbares Mittel literarhistorischer 'Psychoanalyse'." Der Katalog im Umfang von 53 mit bibliographischen Einträgen versehenen Seiten, dessen originäre Version zu den selteneren der mit Mendelssohn in Zusammenhang stehenden Veröffentlichungen gehört (weshalb auch der Reprint angefertigt wurde), verzeichnet 1014 Losnummern. Ihnen dürften rund 1.100 Titel entsprechen. Hinzu kommt ein "Convolut philosophischer, juristischer und medicinischer Disputationen". Die Bücher sind nicht thematisch, sondern nach Formaten geordnet, wobei Oktav die umfangreichste Gruppe bildet. Es finden sich − in direktem Anschluss an Mendelssohn als jüdischem Philosophen der Aufklärung − viele Bücher aus den Bereichen Philosophie und Geistesgeschichte, vor allem auf Latein. Bücher zur Mathematik, Optik, Physik, Naturphilosophie oder Buchführung, ferner Enzyklopädien, Wörterbücher und weitere Nachschlagewerke gehören ebenso zum Bestand. Herrmann Meyers Hinweis, dass die aus der Sicht der Nachgeborenen in manchen Teilen überraschende Diversität der Sammlung durch die seinerzeit gültige universitas literarum begründet ist, ist wahrscheinlich zutreffend. Gleichwohl stellen sich Fragen, etwa warum fast alle eigenen Werke Mendelssohns im Verzeichnis fehlen. Grundsätzlich dürfte Meyer recht haben, wenn er einschätzt, dass sich die Bibliothek als "ein zusammenhängendes Ganzes [darbietet], das in seiner Zusammensetzung charakteristisch ist für die Arbeitsweise und Denkart des Mannes, der sie einst gesammelt."
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