Language:
German
Pages:
69 Minuten
Keywords:
Lamarr, Hedy
;
Schauspieler
;
Auswanderung
;
USA
Abstract:
Die gebürtige Wienerin Hedy Lamarr verließ 1937 ihren eifersüchtigen Ehemann, den Waffenfabrikanten Fritz Mandl, und ging in die USA. In Hollywood stieg sie zur schönsten Frau der Welt auf und machte eine rasante Karriere als Schauspielerin. Nebenbei betätigte sie sich als Erfinderin. So stammt die Idee zu einer Frequenzsteuerung, die die gesamte neuzeitliche Funktechnologie erst ermöglichte, von ihr. Doch trotz ihres Erfolges, lebte sie die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens zurückgezogen in Florida. Ihre Außenkontakte beschränkte sie auf zahlreiche, umfangreiche Telefonate. Daher auch der Titel des Films "Calling Hedy Lamar". Die legendäre Hollywood-Diva Hedy Lamarr konnte sich nicht nur für gewagte Filmprojekte begeistern, sondern traf auch in ihrem Privatleben überraschende und mutige Entscheidungen. So lief sie ihrem restriktiven ersten Mann, dem österreichischen Waffenfabrikanten Fritz Mandl, davon und wanderte nach Amerika aus. Im Hollywood der 30er- und 40er Jahre gelang ihr ein rasanter Aufstieg, und sie wurde als "schönste Frau der Welt" bezeichnet. Ihre Karriere verlief jedoch nicht zuletzt durch fatale Fehlentscheidungen - so lehnte sie die Hauptrolle in "Casablanca" ab - letztendlich glücklos. Erst nach ihrem Tod wurde bekannt, dass Hedy Lamarr - Urtypus des bezaubernden "Wiener Mädels" - auch eine visionäre Erfinderin war. Ihr einzigartiger technischer Sachverstand führte zu einer Reihe bahnbrechender Patente, die seinerzeit militärische Verwendung in der Steuerung von Torpedos fanden und bis heute Bestandteil moderner Mobiltelefon-Technologie sind. Regisseur Georg Mischs Umgang mit dem Archivmaterial verschiedenster Herkunft entspricht der inneren Zerrissenheit der Hollywood-Diva, die ihre parallele Existenz als Erfinderin auf Anraten der Filmstudiobosse stets geheim gehalten hatte, um ihren Nimbus als erfolgreiche Leinwand-Göttin nicht zu gefährden. Trotz ihrer zahlreichen Erfolge verbrachte Hedy Lamar die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens in der suburbanen Anonymität Floridas, vereinsamt und von Schönheitschirurgen entstellt. Dabei wurde das Telefon zu ihrem einzigen Kommunikationsmittel. Selbst mit ihren Kindern und engen Freunden verbrachte sie sechs bis sieben Stunden pro Tag am Telefon, doch zu persönlichen Begegnungen kam es in ihren letzten Lebensjahren kaum. Nicht zuletzt wegen der Bedeutung ihrer Erfindung für die moderne Kommunikation, ist das Telefon das "strukturierende Leitmotiv" des Films über Hedy Lamarr. Die Interviews sind als Telefongespräche inszeniert und führen wie eine nostalgische Konferenz zwischen den Protagonisten durch die Zeit. "Calling Hedy Lamarr" ist kein Porträt, sondern betrachtet die Hollywood-Diva vornehmlich aus der Perspektive ihres Sohnes Anthony Loder, eines mittelmäßig erfolgreichen Telefonhändlers aus Los Angeles, der sich verzweifelt als Hollywood-Produzent eines Spielfilms über das Leben seiner Mutter versucht. In seinen Recherchen stößt er auf widersprüchliche Aussagen und fantastische Theorien. Wahrheit und Lüge stehen sehr nahe beieinander. Zwischen ihm und den anderen Protagonisten des Films entspinnt sich ein oft magischer Dialog, an dem Hedy Lamarr über Mitschnitte alter Telefongespräche wie auf übernatürliche Weise teilnimmt. Die angebliche Schizophrenie der Hollywood-Diva äußert sich dramaturgisch als ein beharrlicher Wechsel zwischen ihren Extremen und ist eine wichtige Charakteristik des Films. Was Wahrheit ist, muss konstant neu interpretiert werden. Lamarrs Tod im Februar 2000 beendete eine der vielschichtigsten Hollywood-Biografien des letzten Jahrtausends. Der Dokumentarfilm endet dort, wo Hedy Lamarrs Geschichte begann: in Wien. In ihrem Testament hatte sie verfügt, ihre Asche im Wiener Wald zu verstreuen. Eine Heimkehr, von der sie immer geträumt hatte, doch zu der sie sich zu Lebzeiten nie überwinden konnte. Regisseur und Drehbuchautor Georg Misch erhielt für seinen in Österreich und den USA gedrehten Dokumentarfilm beim Internationalen Filmfestival Locarno 2004 den "Critics Week Award - Special Mention".
Note:
Produktion: 2004; Fernsehmitschnitt: arte, 24.12.2007
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