Theologie

Ruben A. Bühner

The Contested Character of Divine Messianism

From an Inner-Jewish Debate to an Identity Marker

Rubrik: Articles
Early Christianity (EC)

Jahrgang 13 () / Heft 4, S. 433-454 (22)
Publiziert 20.12.2022

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Alle neutestamentlichen Evangelien erzählen von dem Vorwurf der Gotteslästerung gegenüber Jesus aufgrund des an ihn herangetragenen Gottessohntitels. Dabei begegnet sowohl bei frühchristlichen Autoren des 2. Jahrhunderts n. Chr. als auch in gegenwärtigen Publikationen die Konzeption, wonach es gerade die Vorstellung von der Göttlichkeit Jesu sei, die die wesentliche Differenz zwischen Messianismus und Christologie markiere. Im Kontrast dazu argumentiert dieser Artikel, dass die Streitfrage nach der Göttlichkeit des Messias ursprünglich einen innerjüdischen Konflikt darstellte. In messianischen Texten wie den Psalmen Salomos lässt sich zeigen, dass der Diskurs, inwieweit es theologisch legitim ist, eine messianische Gestalt mit göttlichen Attributen zu belegen, bereits auf die Zeit vor der frühen Jesusbewegung zurückgeht. Der in den neutestamentlichen Evangelien erzählte Vorwurf der Gotteslästerung gegenüber Jesus ist in eben jenem zeitgeschichtlichen Kontext zu interpretieren. Was anfänglich als Minderheitsposition in einem innerjüdischen Diskurs begann, wurde erst a posteriori als Identitätsmarker der Christologie und damit als Abgrenzungsmerkmal gegenüber jüdischer Tradition verwendet.
Personen

Ruben A. Bühner Geboren 1990; Studium der Ev. Theologie in Heidelberg, Tübingen und Princeton (NJ); 2020 Promotion in Zürich; 2023 Habilitation beantragt in Zürich; 2020–23 Vikar der Ev. Landeskirche Württemberg; Lehrbeauftragter für Neues Testament in Zürich und Würzburg; Postdoctoral Fellow in Bonn.
https://orcid.org/0000-0002-7033-5637