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Versöhnung, Stellvertretung und Sühne:Semantische und traditionsgeschichtliche Bemerkungen am Beispiel der paulinischen Briefe1

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

C. Breytenbach
Affiliation:
(Teltower Damm 120–122, D-1000 Berlin 37, Germany)

Extract

Eingangs seien einige grundsätzliche Bemerkungen erlaubt. In der Einleitung meiner 1985 im wesentlichen abgeschlossenen Studie zur Versöhnung habe ich vermerkt, daβ ich mich nicht in eine Auseinandersetzung um eine Biblische Theologie begeben mösondern lediglich die Frage nach der Eignung des paulinischen Versöhnungsbegriffes (καταλλαγή) als Leitmotiv einer Biblischen Theologie aufwerfen möchte. Auch hier möchte ich nichts anderes. Somit beschränke ich mich auf Paulus und gehe nur auf einige Neuerscheinungen ein.

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Copyright © Cambridge University Press 1993

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References

2 Breytenbach, Cilliers, Versöhnung. Eine Studie zur paulinischen Soteriologie (WMANT 60; Neukirchen: Neukirchener, 1989) – im folgenden WMANT 60.Google Scholar

3 Auf die seit 1985 erschienenen Kommentare zum 2. Korintherbrief (Carrez, Maurice, La deuxième épître de saint Paul aux Corinthiens [CNT 2me éd.; Genève, 1986] 151–2Google Scholar – der in der Frage der Herkunft der Versöhnungsvörstellung sich Spicq anschlieβt; Wolff, Christian, Der zweite Brief des Paulus an die Korinther [ThHKNT 8, Berlin: EVB, 1989] 133–7Google Scholar – der sich Michael Wolter anschlieβt) und zum Römerbrief (Schmithals, Walter, Der Römerbrief [Gütersloh: Gerd Mohn, 1988]Google Scholar – der sich Friedrich anschlieβt) kann hier nur hingewiesen werden.

4 Vgl. Versnel, H. S., ‘Quid Athenis et Hierosolymis? Bemerkungen über die Herkunft von Aspekten des “effective death”’, Die Entstehung der jüdischen Martyrologie (hg. J[an] W[illem] van Hen ten, StPB; Leiden: Brill, 1989) 162–96.Google Scholar

5 Vgl. die Beiträge in dem von van Henten herausgegebenen Band und: Jan Willem van Henten, De Joodse martelaren als grondleggers van een nieuwe orde. Een studie uitgaande van 2 en 4 Makkabeeën (Proefschrift ter verkrijging van de graad Doctor in de Godgeleerdheid aan de Rijksuniversiteit te Leiden [1986]); Jonge, Marinus de, ‘Jesus' Death for Others and the Death of the Maccabean Martyrs’, Text and Testimony, Essays on New Testament and Apocryphal Literature in Honour of A. J. F. Klijn (Baarda, hg. T. et al. , Kampen: J. H. Kok, 1988) 142–51Google Scholar; Klauck, Hans-Josef, 4. Makkabäerbuch (JSHRZ III/6; Gütersloh: Gerd Mohn, 1989) 670–2.Google Scholar

6 Vgl. Kiuchi, N., The Purification Offering in the Priestly Literature. Its Meaning and Function (JSOT.MS 56; Sheffield: JSOT, 1987).Google Scholar

7 Vgl. Paul Harlé et Pralon, Didier, La Bible d'Alexandrie. Le Lévitique. Traduction du texte grec de la Septante, Introduction et Notes (Paris: du Cerf, 1988).Google Scholar

8 Bickermann, Elias J., The Jews in the Greek Age (Cambridge, Mass.: Harvard University, 1988) 133–9, 241–2, 279–84Google Scholar; Maier, Johann, Zwischen den Testamenten. Geschichte und Religion in der Zeit des Zweiten Tempels (Würzburg: Echter, 1990) 219, 269–70.Google Scholar

9 Für die Begründung im einzelnen verweise ich auf WMANT 60.

10 Erfreulicherweise hat meine These, daβ ίλάσκεσθαι nicht sinnverwandt mit καταλλάσσειν (im Sinne von ‘versöhnen’) ist, nachträglich lexikographische Unterstützung bekommen. Vgl. Greek-English Lexicon of the New Testament based on Semantic Domains (ed. Johannes P. Louw und Eugen A. Nida, New York: United Bible Societies, 1988) 502–4Google Scholar, die καταλλάσσειν mit διαλλάσσεσθαι und είρηνοποιεν zum Bereich ‘reconciliation’ rechnen. Die Wörter άφιέναι, άπολύειν, χαρίζεσθαι, έπικλύπτειν werden mit ίλάσκεσθαι (im Sinne von ‘vergeben’ – Hebr 2.17) zum Bereich ‘forgiveness’ gerechnet. ‘Atonement’ (Sühne) fehlt als Übersetzungsvariante nicht nur im Wörterbuch, sondern sogar im Register! Dies ist einleuchtend, denn falls das Wort in Heb 2.17 ‘vergeben’ bedeutet, bleibt im Neuen Testament nur Lukas 18.13. Hier bedeutet ίλάσκεσθαι ‘gnädig sein’, a.a.O., 751; vgl. WMANT 60, 98.

11 Vgl. WMANT 60, 85, 88–91.

12 Vgl. zum methodischen Problem, Koselleck, Reinhart, ‘Begriffsgeschichte und Sozialgeschichte’, Historische Semantik und Begriffsgeschichte (hg. Koselleck, R.; Stuttgart: Klett-Cotta, 1978) 1936Google Scholar, dortbes. 24–9, 33–5.

13 So WMANT 60, 118–19, 189–90.

14 So Bieringer, Raimund, ‘2 Kor 2,19a und die Versöhnung der Welt’, EThL 63 (1987) 295326.Google Scholar

15 Das Bi-Kompositum άποκαταλλάσσετυ in Kol 1.20, 22; Eph 2.16 ist sonst nur belegt in Texten, die von den Deuteropaulinen abhängig sind. Die Verwendung dieses Terminus zur Bezeichnung einer kosmischen Aussöhnung ist bislang – auβer in Kol 1.20 – nicht belegt. Für Einzelheiten vgl. WMANT 60, 83, 190–1.

16 Auch bei Sophokles (Ai. 744) und Plato (Symp. 193B) wird deutlich, daβ die Terminologie, wie bei Diodor (5.68.2), übertragen verwendet wird. Philo überträgt die Vorstellung auf die mensehlichen Leidenschaften; vgl. All. 3.134; Abr. 14; Dec. 87; Her. 43.244–5; Som. 2.98.

17 Vgl. die meiner Auslegung bis in Einzelpunkte sehr ähnlichen Auslegungen von Wolff, 2. Korintherbrief, 115–43, und Lambrecht, Jan, ‘“Reconcile Yourselves …” A Reading of 2 Cor 5,11–21’, The Diakonia of the Spirit (2 Co 4:7–7:4) (ed. Lorenzi, Lorenzo di, MSB 10; Rome: Benedictina Publishing, 1989) 161–91.Google Scholar

18 In Praem. 166 erwähnt Philo zwar die έπιείκεια καί χρηστίτης Gottes als einen der drei Heifer bei der Versöhnung mit dem Vatergott. Die menschlichen Bittgebete und die Besserung des Lebenswandels bilden jedoch den Ausgangspunkt des Versöhnungsgeschehens.

19 Man sollte doch nicht die soziolinguistisch unhaltbare These eines ‘Juden-griechisch’, die seit Deiβmann zu Recht aufgegeben wurde, wieder einführen.

20 Vgl. dazu meine Studie: ‘Paul's Proclamation and God's “THRIAMBOS”. Notes on 2 Cor 2:14–16b’, Neotestamentica 24 (1990) 257–71.Google Scholar

21 Die These, daβ sprachlich zwischen ‘Versöhnung’ und ‘Sühne’ zu unterscheiden ist, könnte sich vielleicht durchsetzen. Vgl. die nun sehr differenzierenden Formulierungen Stuhlmachers in seinem Römerbriefkommentar (Stuhlmacher, Peter, Der Brief an die Römer [NTD 6; Göttingen: Vandenhoeck, 1989]) auf 58–9, 76–7, 108–9Google Scholar. Diese Formulierungen unterscheiden sich sehr von denen in der Festschrift für Eduard Schweizer (Vgl. Stuhlmacher, Peter, ‘Sühne oder Versöhnung’, Die Mitte des Neuen Testaments [hg. Ulrich Luz und Hans Weder; Göttingen: Vandenhoeck, 1983] 291316, dort 295–7)Google Scholar und der für Eduard Lohse (Vgl. Stuhlmacher, Peter, ‘Die Mitte der Schrift – biblisch-theologisch betrachtet’, Wissenschaft und Kirche [Texte und Arbeiten 4, hg. Kurt Aland und Siegfried Meurer; Bielefeld: Luther, 1989] 2956, dort 42).Google Scholar

22 Vgl. zu dieser Problematik die für Neutestamentler noch immer aktuelle Studie von Kähler, Martin, ‘Das Wort “Versöhnung” im Sprachgebrauch der kirchlichen Lehre [1898]’, ders., Zur Lehre von der Versöhnung (Gütersloh, 1937) 137.Google Scholar

23 Es ist zu beachten, daβ es sich bei den und (pi.) Traditionen des Alten Testaments um zwei verwandte Traditionen handelt, die deutlich zu unterscheiden sind. Die Tradition gehört nicht zum tempelkultischen Bereich und läβt sich nicht für eine Konzeption ausschlachten, die Jesu Tod als Sündopfertod im Sinne von Lev 4–5 und 16 expliziert. Es ist sehr fraglich, ob die paulinischen άπολύτρωσις-, bzw. (έξ)άγοράζειν-Stellen sich von der Tradition her einordnen lassen; vgl. WMANT 60, 211, 213.

24 Vgl. den neulich vorgelegten Versuch von Beale, G. K., ‘The Old Testament Background of Reconciliation in 2 Corinthians 5–7 and Its Bearing on the Literary Problem of 2 Corinthians 6.14–7.1’, NTS 35 (1989) 550–81.CrossRefGoogle Scholar

25 Vgl. Stuhlmacher, ‘Süne oder Versöhnung’, 294, der die Trennung von ‘Sühne und Versöhnung’ eine ‘künstliche Alternative’ nennt. Vgl. auch a.a.O. 296: ‘Hartmut Gese und Bernd Janowski bezeichnen die Zusammengehörigkeit von Sühne und Versöhnung als das Erbe des Alten Testaments an das Neue. Von der Trennung beider Vorstellungs-bereiche kann also weder überlieferungsgeschichtlich noch bei Paulus selbst die Rede sein!’ Oder 297: ‘Das Bewuβtsein für die Zusammengehörigkeit von Sühne und Versöhnung ist in dem mittelhochdeutschen Wort “versüenen” lange Zeit erhalten geblieben … Erst in der modernen Umgangssprache macht man zwischen Sühne und Versöhnung einen deutlichen Unterschied. Aber wenn es um die Interpretation der biblischen Sprache geht, kann nicht die moderne Umgangssprache Maβstab der Auslegung sein, sondern hat umgekehrt die biblische Sprachtradition für unseren theologischen Wortgebrauch normierende Funktion.’

26 Vgl. Wilckens, Ulrich, Der Brief an die Römer 1 (Neukirchen: Neukirchener, 1978) 240Google Scholar; Stuhlmacher, ‘Sühne oder Versöhnung’, 298–9.

27 Hengel, Martin, The Atonement. A Study of the Origins of the Doctrine in the New Testament (London: SCM, 1981) 51Google Scholar. ‘This terminology was more directly related to the atoning sacrificial cult of the Temple than the very Greek-sounding formulae of Paul and – as I would suggest – the Hellenists. It is easy to explain why this not directly cultic, Graecized formula was preferred to that of the LXX, which was more connected with the Jerusalem cult: the formula Χρισός άπέθανεν ύπέρ … expressed the uniqueness of the death of Jesus and its soteriological significance over against the constant atoning sacrifices in the Temple; in contrast to the universal atoning effect of the death of Jesus these latter only had a very limited force and therefore had to be repeated constantly.’ Vgl. auch WMANT 60, 197–202.

28 Versnel, ‘Athenis’, 182. Er unterstreicht weiterhin, daβ der patriotische Tod für die Stadt, Verwandte und Freunde nur selten ‘mit Hilfe von Begriffen des kultischen Opfers, der Stellvertretung und der Bezahlung einer Person für alle beschrieben wird’ (a.a.O., 183). Versnel möchte daher deutlich zwischen dem (patriotischen) Tod ‘für’ einerseits und dem Gedanken des sühnenden Stellvertretungstods andererseits unterscheiden. Er zeigt dann auf, daβ diese beiden Traditionen jeweils starken Einfluβ auf einerseits das zweite und andererseits das vierte Makkabäerbuch ausgeübt haben.

29 Vgl. 2 Makk 6.28, 30; 7.37; 4 Makk 1.8, 10; 6.27; 9.6; 13.9; 16.25; 18.3.

30 Oder das gut bezeugte περί.

31 Vgl. WMANT 60, 140, 211.

32 Vgl. Versnel, ‘Athenis’, 178–85.

33 In der Kaiserzeit sei dies zu belegen – vgl. Philostrat Vita Apollonii 4.10; Artemidor Traumbuch 4.30; Anthologia Palatina 7.691; Aelius Aristides Or. 48.44; 51.24–5; nach Versnel, H. S., ‘Jezus Soter – Neos Alkestis? Over die niet-joodse achtergrond van een christelijke doctrine’, Lampas 22 (1989) 219–42, hier 233–4.Google Scholar

34 Vgl. den Tod von Seneca, Musonius Rufus, Epiktet und Plutarch und das Material bei Versnel, ‘Athenis’; ders., ‘Jezus Soter’, 235–6.

35 Vgl. WMANT 60, 206–7.

36 Vgl. Hengel, Atonement, 35–6; Merklein, Helmut, ‘Die Bedeutung des Kreuzestodes Christi für die paulinische Gerechtigkeits- und Gesetzesthematik’, Studien zu Jesus und Paulas (Tübingen: JOB Mohr, 1987) 1106, dort 24Google Scholar; Stuhlmacher, Römerbrief, 67, 70–1. Dagegen: Koch, Dietrich-Alex, Die Schrift als Zeuge des Evangeliums. Untersuchungen zur Verwendung und zum Verständnis der Schrift bei Paulus (BHTh 69; Tübingen: JCB Mohr, 1986) 237–8.Google Scholar

37 Versnel, ‘Athenis’, 192.

38 Klauck, 4. Makkabäerbuch, 671; vgl. auch 668.

39 Vgl. Joh 3.16; 1 Joh 4.9 und WMANT 60, 197, 201–2, 213.

40 Diese Formulierung könnte sich an die LXX anlehnen. Vgl. WMANT 60, 164–5, 213–14.

41 Vgl. 11QTemp 64.7–13.

42 Vgl. nur die mit ζν, σζεσθαι und κρίνειν verbundenen Aussagen in Gal 3.12–13; Röm 8.3; Joh 3.16–18; 1 Joh 4.9.

43 Vgl. Lips, Hermann von, Weisheitliche Traditionen im Neuen Testament (WMANT 64; Neukirchen: Neukirchener, 1990) 305Google Scholar – mit Verweis auf SapSal 1.4–6; 9.10, 17.

44 Von 1 Joh 2.2 her ist zu erkennen, daβ der einzige Sohn zur Sühnung (ίλασμός – in dieser Bedeutung in Dan 9.9 θ’; Weish 18.21) der Sünde gesandt wurde. Betrachtet man die Parallele zu καθαρίζειν in 1 Joh 1.7, 9, ist der Anschluβ an die tempelkultische Sühnevorstellung deutlich und man kann annehmen, daβ der Autor des 1. Johannesbriefes ίλασμός in 2.2 wie einige LXX-Übersetzer (vgl. Ez 44.27; Num 5.8 und 2 Makk 3.33) im Sinne von ‘Sündopfer’ metaphorisch verwendet, um die Bedeutung des Todes Jesu auszudrücken. Er greift dabei eine Röm 8.3 nahestehende Tradition auf, wie die Sendeformel in 1 Joh 4.9, die er in V. 10 interpretiert, zu erkennen gibt. Auch hier könnte ίλασμός im Sinn von ‘Sühnopfer’ verstanden werden. Es ist aber eher zutreffend, hier mit der allgemeineren Bedeutung ‘Sühnung’ auszukommen, denn ein kultischer Zusammenhang wird vom Kontext nicht signalisiert.

45 Auch wenn die Textüberlieferung zeigt, daβ die ursprünglich mit ύπέρ formulierten Sterbe-, und die mit διά/ύπέρ formulierten Hingabeformeln später mit περί gebildet wurden. Vgl. 1 Thess 5.10; Gal 1.4.

46 Vgl. Anm. 25.

47 Stuhlmacher, ‘Sühne oder Versöhnung’, 298. Es will bedacht sein, daβ ‘die’ LXX חאסח auch mit έξιλασμός (Ez 45.L9) und ίλασμός (Ez 44.27) übersetzte (vgl. auch 2 Makk 3.33; 12.45). Vom einem ‘Fachausdruck’ kann keine Rede sein – vgl. die nächste Anm.

48 Soweit ich sehen kann, kommt περί άμαρτίας als Bezeichnung für das sogenannte ‘Sündopfer’ in den griechischen Pseudepigraphen nicht vor. Philo schreibt auch nicht nur περί άμαρτίας, sondern verwendet entweder die substantivierte Umschreibung τό περί άμαρτίας (Spec.Leg. 1.193–4), ‘das für die Sünde’, oder ή θυσία ή περί άμαρτίας (196, 226, 247), ‘das Opfer für die Sünde’, oder περί άμαρτίας steht attributiv zum Substantiv, etwa τό περί άμαρτίας ίερεον (239, 243), ‘das für die Sünde bestimmte Opfertier’. Philo versteht περί άμαρτίας allein als ‘für die Sünde’ und nicht als ‘Sündopfer’; vgl. Spec.Leg. 1.197: τήν δέ περί άμαρτίας έπί θεραπείᾳ ν έπλημμέλησεν ή ψυχή. Josephus übrigens schreibt nicht πεαρί άμαρτίας, sondern ἔριφος ύπέρ άμαρτάδων (Ant. 3.239, 241; vgl. 228) oder ἔρι ὑριφος ύπέρ άμαρτημάτων παραιτήσεως (3.247 – vgl. 3.238).

49 Vgl. Harlé und Pralon, Le Lévitique, 97: ‘Le grec imite la flexibilité d'emploi du terme hébreu hattʾat, >faute<, qui peut désigner la faute elle-même, le rite pour la faute et l'animal immolé pour la faute … Ici le mot hamartia signale l'ensemble du rite qui vient d'être décrit.’ Vgl. 37–8.

50 Rendtorff, Rolf, Leviticus (BKAT III/2; Neukirchen: Neukirchener, 1990) 142Google Scholar, schreibt zu Lev 4.3: ‘G versteht wie das vorhergehende und übersetzt beidemal περ ί τς άμαρτίας αύτο. Dies entspricht der durchgängigen Übersetzungspraxis der LXX, die zwischen den beiden Gebrauchsweisen des Wortes [‘Sünde’ und ‘Sündopfer’ – C.B.] nicht unterscheidet und demgemäβ keinen speziellen Ausdruck für die chattat als Opfer hat.’ Vgl. Ähnliches in WMANT 60, 161–2.

51 Nach LXX Lev 23.28 sühnt der Sühnetag selbst. Vgl. auch Philo, der schreibt (Spec.Leg. 2.196), daβ viele am Sühnetag versuchen, Gott mit Bittgebeten zu beschwichtigen (ζουσι τὸν θεὸν ἐξευμενίζεσθαι). Sonst: Philo, Spec.Leg. 1.116; Plant. 162, Abr. 129; Praem. 56; Arist. 314, 317; Sib.Or. 3.424–628; Jos. Ant. 8.111–17. Diskussion in WMANT 60, 92–5.

52 Es wäre hilfreich, wenn die Verfechter der ‘tempelkultischen Sühnetheorie’ historisch nachwiesen, inwieweit die von Koch, Gese und Janowski für den hebräischen Text nachgewiesene Vorstellung zur Zeit des Paulus lebendig war.

53 Vgl. Merklein, Helmut, ‘Der Sühnetod Jesu nach dem Zeugnis des Neuen Testaments’, Versöhnung in der jüdischen und christlichen Liturgie (Heinz, hg. H. et al. ; Freiburg: Herder, 1990) 155–83Google Scholar, dort 158: ‘Insbesondere im Blick auf die Applikation kultischer Vorstellungen gilt es zu beachten, daβ die neutestamentlichen Aussagen nicht einfach durch eine Übertragung der alttestamentlichen Aussagen zustande kommen. Es handelt sich vielmehr um eine Typologie. Die alttestamentlich-kultische Vorstellung dient als Vor-bild (Typos), um auf den das Vorbild überbietenden Anti-typos zu verweisen, dessen eigentliche Bedeutung nicht aus dem Vor-bild, sondern aus sich selbst resultiert und durch den Typos lediglich veranschaulicht wird.’ Vgl. auch 168: ‘Das stellvertretende Sterben Christi wird demnach in Röm 8,3 und 2 Kor 5,21 in Analogie zum Sündopfer dargestellt. Gegenüber Röm 3,25f hat sich die Perspektive insofern verschoben, als Christus jetzt nicht mehr als Anti-typos der Kapporet, sondern des Opfertieres erscheint. Festzuhalten bleibt jedoch, daβ es sich um eine Typologie handelt. Das heiβt, es wäre unpräzise, würde man Christus einfachhin mit dem Opfertier identifizieren.’

54 Vgl. Bickermann, Jews, 242: ‘Ablutions, fasts, sexual abstention, and perseverance in prayer combined with belief in its power of intercession all became components of the Jewish religion before 200 B.C.E. Belief in the atoning efficacy of prayer to save the dead came soon afterward.’ Vgl. ebd., 280–3, und das Material in WMANT 60, 199–201.

55 Die Pharisäer spielten dabei eine entscheidende Rolle. Es ist zu bedenken, daβ die Pharisäer – die sich in Opposition zu den Sadduzäern befanden – bereits vor 70 dem Tempelkult fernstanden; vgl. Saldarini, Anthony J., Pharisees, Scribes and Sadducees in Palestinian Society. A Sociological Approach (Wilmington/Delaware: Glazier, 1988) 290Google Scholar. Paulus war ja Pharisäer; vgl. WMANT 60, 199–201.

56 Vgl. Montefiore, C. G., ‘On Repentance’ [1904], ders., Rabbinic Literature and the Gospel Teachings (New York: KTAV, 1970) 392Google Scholar: ‘Even before the destruction of the Temple, it is clear that the ethical substitutes for the sin-offering, which afterwards became all-prevailing, had begun their beneficial influence. A large number of persons were unable to come up to Jerusalem to offer the statutory sacrifices.’

57 A.a.O., 393–4. Für das Kennzeichnen des Tages durch Gebet und Fasten, vgl. Philo Spec.Leg. 2.196. Vgl. auch Schechter, Solomon, Aspects of Rabbinic Theology (New York: Macmillan, 1909) 301–4.Google Scholar

58 Vgl. Bickermann, Jews, 242–3.

59 Vgl. Williams, Sam K., Jesus' Death as Saving Event. The Background and Origin of a Concept (HDR 2; Missoula/Montana: Scholars, 1975) 230–3Google Scholar, und van Henten, ‘Entstehung’, und de Jonge, ‘Jesus' Death’.

60 So auch Merklein, ‘Sühne’, 162. Ein ursprüngliches Kelchwort läβt sich nicht rekonstruieren, es sei denn, man greift auf Mk 14.25 zurück.

61 In WMANT 60 habe ich dies aus traditionsgeschichtlicher Perspektive umgekehrt formuliert. Michael Wolter (brieflich 20.7.89) hat mich überzeugt, daβ Paulus den Stellvertretungstod mit der Versöhnungsvörstellung expliziert.

62 Vgl. WMANT 60, 205–15.

63 Vgl. dazu Versnel, ‘Jezus Soter’.

64 Vgl. Versnel, ‘Athenis’, und ders., ‘Jezus Soter’, 238–9, für eine Skizze der hellenistischen Auffassung der Stellvertretung. Von diesen Voraussetzungen her wird eine Rezeption des Stellvertretungsgedankens von LXX Jes 53 im Urchristentum verständ-lich, auch wenn eine jüdische Rezeption fehlt.

65 Es sei daran erinnert, daβ neuerdings Koch, Schrift, 232–9, diesen EinfluB vehement bestritten hat. Sollte er recht behalten, werden viele, auch ich, neu nachdenken müssen.

66 Janowski, Bernd, Sühne als Heilsgeschehen (WMANT 55; Neukirchen: Neukirchener, 1982) 352Google Scholar: ‘Eine noch so “neue”, alttestamentliche Gegebenheiten überbietende Kulthandiung ist mit dem Ereignis von Tod und Auferstehung Jesu Christi gerade nicht intendiert.’

67 Vgl. die Interpretation in WMANT 60, 166–8. Vgl. jetzt Merklein, ‘Sühne’, 163–5, dessen differenzierende Ausführungen die Sache klarstellen.

68 Es wäre lohnend, die paulinische soteriologische Metaphorik im Rahmen einer verantwortbaren Metaphoriktheorie zu besprechen. Vgl. Eco, z.B. Umberto, ‘Metaphor’, Semiotics and the Philosophy of Language (London: Macmillan, 1984) 87129.CrossRefGoogle Scholar

69 S.o. Anm. 21.

70 So Merklein, 170–1.

71 Meinen Mitarbeiterinnen danke ich für vielfache Hilfe bei der Erstellung der Druckfassung.