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Der johanneische ‘Lieblingsjünger’ und der Lehrer der Gerechtigkeit*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Jürgen Roloff
Affiliation:
Hamburg, Germany

Abstract

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Type
Short Studies
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 1968

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References

page 129 note 1 Barrett, , op. cit. p. 183Google Scholar.

page 129 note 2 Älteste eindeutige Belege für die Identifizierung des Lieblingsjüngers (im folgenden abgekürzt: LJ) mit dem Verfasser des Evangeliums: Irenaeus, Adv. Haer. III, I, 2Google Scholar (= Euseb. HE, v, 8, 4)Google Scholar: ‘Danach gab Johannes, der Herrenjünger, der auch an seiner Brust gelegen hatte, selbst das Evangelium heraus, als er in Ephesus in Asien weilte’; Polykrates von Ephesus, Brief an Viktor von Rom (Euseb. HE, v, 24, 3)Google Scholar: ‘…ferner auch Johannes, der an der Brust des Herrn gelegen hat…dieser ist in Ephesus begraben.’.

page 130 note 1 Umfassende Überblicke geben Kümmel, W. G., Einleitung in das Neue Testament (14. Aufl. Heidelberg, 1956), S. 161–72Google Scholar; Schnackenburg, R., Das Johannesevangelium I, HerderK 4 (Freiburg, 1965), S. 6088Google Scholar; Kragerud, A., Der Lieblingsjünger im Johannesevangelium (Hamburg, 1958), S. 4252Google Scholar.

page 130 note 2 So u. a. Strathmann, H., ‘Das Evangelium nach Johannes’, NTD, 4 (6 Auf. Göttingen, 1951), S. 21, 267Google Scholar; Stauffer, E., ‘Probleme der Priestertradition’, THLZ, LXXXI (1956), Sp. 135–50Google Scholar; ders., Jesus, Gestalt und Geschichte (Bern, 1957), S. 103 f., 113Google Scholar; Wikenhauser, A., ‘Das Evangelium nach Johannes’, RNT, 4, 3. Auf. (Regensburg, 1961), S. 14Google Scholar; Michaelis, W., Einleitung in das NT (3. Auf. Bern, 1961), S. 95 ffGoogle Scholar.

page 130 note 3 Das gilt erst recht, wenn man zwischen dem Verfasser des Ev. und dem Zebedaiden Johannes = LJ unterscheidet und im letzteren die apostolische Autorität sieht, auf die sich der Verf. für sein Evangelium berufen hat. Diese von F. Chr. Baur (Kritische Untersuchungen über die kanonischen Evangelien, 1847, S. 364 ff.)Google Scholar begründete Hypothese hat sich in verschiedenen Schattierungen immer wieder zu Wort gemeldet: vgl. Overbeck, F., Das Johannesevangelium (Tübingen, 1911), S. 230Google Scholar (‘…es ist am Ernst der Absicht des Verfassers dieses Evangeliums, sich mit dem Apostel Johannes zu identifizieren, durchaus nicht zu zweifeln’; — d. h. die LJ-Fiktion liegt auf der Linie pseudepigraphischer Technik); Schnackenburg, R., a. a. O., S. 86Google Scholar (der Evangelist ist ‘Tradent der Überlieferung und Verkündigung des Apostels Johannes’, den er als LJ einführt); Barrett, C. K., The Gospel according to St John (London, 1955), S. 113 fGoogle Scholar. (der Verf. von Joh. i-xx gehört zum ephesinischen Schülerkreis des Zebedaiden Johannes, den er als LJ darstellt; erst im Nachtragskapitel xxi ist die Identifizierung von Evangelist und Apostel irrtümlich vollzogen worden).

page 130 note 4 Bultmann, R., Das Evangelium des Johannes, MeyerK 2 (10. Aufl. Göttingen, 1941), S. 369 fGoogle Scholar.

page 130 note 5 Dibelius, M., Botschaft und Geschichte 1 (Tübingen, 1953), S. 214; ähnlichGoogle ScholarKäsemann, E., Exegetische Versuche und Besinnungen 1 (2. Aufl. Göttingen, 1960), S. 180 fGoogle Scholar.: ‘…die Verkörperung des idealen Zeugen…(eine) Projektion des Verfassers und seiner Gemeinde in die evangelische Geschichte…’ Mit ihrer Hilfe will ‘der Evangelist den Christus praesens den Vätern und den Lieblingsjünger den Aposteln’ entgegenstellen.

page 130 note 6 So Kragerud, S. 113–29Google Scholar.

page 131 note 1 Weder bietet i. 35–42 Hinweise auf ein zweites, mit den Zebedaiden zu identifizierendes, Brüderpaar, noch finden sich hier Anzeichen einer Tendenz, den zweiten Täuferjünger hervorzuheben. Wenn in V. 41 mit den zuverlässigsten Textzeugen πρῶτον zu lesen ist (vgl. Barrett, , S. 151Google Scholar; Schnackenburg, , S. 310)Google Scholar, so ist die ausschlißliche Beziehung dieses Verses auf Andreas nicht anzuzweifeln; seine erste Tat nach der Begegnung mit Jesus war es, seinen Bruder Simon zu ‘finden’. Vollends für den Gedanken einer Priorität des ungenannten Jüngers gegenüber Petrus findet sich hier kein Anhaltspunkt (geg. Kragerud, , S. 20)Google Scholar.

page 131 note 2 Grundsätzlich sind bei xviii. 15 f. folgende drei Möglichkeiten zu bedenken: I. Es liegt eine bewußt festgehaltene historische Reminiszenz an einen Jünger vor, der Augen- und Ohrenzeuge der Vorgänge in der αύλή des Hohenpriesters war und der Gemeinde als Gewährsmann dafür galt. 2. Die Eintragung des unbenannten Jüngers ist im Zuge der vorliterarischen erzählerischen Ausgestaltung der Verleugnungsgeschichte erfolgt; erst der Evangelist hat ihn mit dem LJ identifiziert. 3.Die Szene ist redaktionelle Komposition und meint den LJ. — Die letzte Möglichkeit (3.) scheitert an der relativen Unbetontheit des unbenannten Jüngers: weder ist er hier als Gegenbild des Petrus (vgl. xiii. 23 f.; xx. 3–9; xxi. 7 f.) bezeichnet, noch ist überhaupt eine typisch ‘johanneische’ Tendenz in der Verleugnungsgeschichte greifbar: ‘Der andere Jünger verschwindet alsbald, er wird nur erwähnt, um den Eintritt des Petrus in den Hof zu erklären’ (Dibelius, M., Die Formgeschichte des Evangeliums, 4. Auf. Tübingen, 1961, S. 217. Anm. 3)Google Scholar. Auch terminologisch bleibt der Jünger undeterminiert: erst erweitern die Wendung καί άλλος μαθητής (V. 15) durch den bestimmten Artikel. —Die gleichen Erwägungen sprechen gegen 2.: Eine bewußte nachträgliche Identifizierung des Unbenannten mit dem LJ hätte ihm wohl wesentlich stärkeres Gewicht verleihen müssen. Was Möglichkeit I. anlangt, so ist zwar Dibelius (ebd. S. 217 f.) mit gewichtigen Argumenten für die Geschichtlichkeit der Szene eingetreten, doch nötigt uns hier die Form des Berichtes zur Skepsis: nichts deutet ja darauf hin, daß der unbenannte Jünger beim Verhör vor Hannas (xviii. 19–24) als Zeuge anwesend ist, und vollends sind Rückschlüsse von seiner Bekanntschaft mit dem Hohenpriester xviii. 15) auf den ephesinischen Presbyter, der nach Polykrates von Ephesus den priesterlichen Schild getragen hat (Euseb. HE, III, 31, 3)Google Scholar, zu gewagt. Am nächsten scheint uns in der Tat die Annahme zu liegen, daß der ‘seine Existenz… dem Bedürfnis’ verdankt, ‘zu motivieren, wie Petrus in die αύλή des Hohenpriesters kommen kann’ (Bultmann, S. 499, Anm. 6)Google Scholar.

page 132 note 1 Die αύλή ist ja, anders als in x. 9, Eingang zum Haus der Gegner Jesu, und der unbenannte Jünger vermittelt Petrus, — zu dieser Konsequenz würde solche theologische Deutung führen —, nicht den Zugang zum Heil, sondern den Anlaß zur Verleugnung! (geg. Kragerud, , S. 7481)Google Scholar.

page 132 note 2 Daß eine Frau bei Nacht an der Pforte des Palastes Wache hält, ist ein geschichtlich unwahrscheinlicher Zug (vgl. Bultmann, , S. 499, Anm. 7)Google Scholar, der sich am ehesten aus dem Drang zu einer besseren Motivierung der Verleugnungeschichte erklärt; anders als in Mark. xiv. 66 f. erwirkt sich Petrus durch seine Verleugnung den Eintritt in den Palast.

page 132 note 3 Kragerud, S. 140Google Scholar; Bultmann, , S. 526Google Scholar, der hier freilich einen nachträglichen, den ursprünglichen Text verderbenden Eingriff einer kirchlichen Redaktion vermutet. Doch das ist wenig überzeugend, zumal sein Rekonstruktionsversuch der Urfassung recht willkürlich ist.

page 133 note 1 Es ist nicht nur auffällig, daß die Auskunft Jesu an den LJ (V. 26) ganz ohne Folge bleibt und Petrus auf seine Frage von V. 24 keine Antwort erhält, sondern auch, daß V. 28 betont: . Hier ist offensichtlich über die Ausnahme des LJ nicht reflektiert. In V. 27 f. ‘biegt’ die Erzählung ‘sozusagen ab, indem sich das Interesse auf die Tat des Verrats als solche richtet’ (Bultmann, , S. 368)Google Scholar. Dies alles drängt auf die Vermutung des sekundären Charakters der LJ-Episode (so auch, vorsichtig, Barrett, S. 372)Google Scholar. Ursprünglich dürfte die Zeichenhandlung Jesu (26b), die inhrerseits als Umsetzung der Verratsankündigung Mark, . xiv. 20Google Scholar in Erzählung zu beurteilen ist, direkt auf V. 22 gefolgt sein.

page 133 note 2 Z. B. die Anrede γύναι (ii. 4; iv. 21; xx. 13, 15), der Ausruf Ίδε, die Wendung λαμβάνειν είς (Joh. vi. 21; 2. Joh. 10; vgl. Ruckstuhl, E., Die literarische Einheit des Johannesevangeliums, Fribourg, 1951, S. 193 f.)Google Scholar.

page 133 note 3 Der Übergang von V. 25 zu V. 26 ist hart und unmotiviert (Wilkens, W., Die Entstehungsgeschichte des vierten Evangeliums, Zollikon, 1958 S. 84Google Scholar; Dauer, A., ‘Das Wort des Gekreuzigten an seine Mutter und den “Jünger, den er liebte”’. BZ, XI, 1967, S. 230)Google Scholar. Hatte V. 25 mehrere Frauen genannt, so ist in V. 26 nur noch von einer, der Mutter Jesu, die Rede, während andererseits die Anwesenheit des LJ in V. 26 konstatiert wird, nachdem sie in V. 25 nicht vorausgesetzt war.

page 133 note 4 Vgl. auch Mark, . xvi. 27Google Scholar, eine Tradition, die Joh., xvi. 32 verrät, icht unbekannt war (Bultmann, S. 287Google Scholar; Dauer, S. 234)Google Scholar.

page 133 note 5 Maria Magdalena steht in V. II am Grabe, als habe sich das in V. 3–10 Erzählte nicht ereignet (Bultmann, S. 528)Google Scholar. Allerdings dürften hinter V. 3–10 Motive einer dem Evangelisten bekannten älteren Tradition stehen, die von einem Gang des Petrus zum Grab wußte. Darauf deutet zunächst der im Kontext überflüssige Hinweis auf die zusammengefalteten Leintücher, zweifellos ein verbreitetes apologetisches Motiv (vgl. das Hebräerevangelium, Hier., vir. ill. 2, sowie den interpolierten Vers Luk. xxiv. 12; s. dazu H. v. Campenhausen, Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab, SHA, 1952/1954, Heidelberg, 1952, S. 28 f.)Google Scholar, vor allem aber der Umstand, daß der LJ, obwohl er als erster am Grab ankommt, Petrus zuerst hineingehen läßt: hier ist deutlich der Wille zum Ausgleich mit einer bekannten Überlieferung zu spüren (Kragerud, S. 30)Google Scholar.

page 134 note 1 Die LJ-Szene (V. 7, 8a) samt der ohne Ziel bleibenden Episode vom an Land schwimmenden Petrus sprengt ebenso den Zusammenhang wie der Befehl Jesu, die Fische herbeizubringen, und deren folgende Auszählung (V. 10 f.). Zur ausführlichen Analyse von Joh. xxi. 1–14 vgl. Roloff, J., Das historische Motiv in den Jesus-Erzählungen der Evangelien, Hamburg, 1966 (Habilitationsschrift, Typoskript), S. 222 ffGoogle Scholar.

page 134 note 2 Bultmann, S. 552Google Scholar; Grass, H., Ostergeschehen und Osterberichte (2. Auf. Göttingen, 1962), S. 82Google Scholar.

page 134 note 3 In der neueren Diskussion scheint die Erkenntnis an Boden zu gewinnen, daß es nicht angeht, eine starre Trennungslinie zwischen Kap. i-xx und Kap. xxi zu ziehen; s. hierzu Schweizer, E., Ego Eimi. FRLANT 56 (2. Aufl. Göttingen, 1965), S. 108 fGoogle Scholar.; Bauer, W., Das Johannesevangelium, HNT 6 (2. Auf. Tübingen, 1925), S. 228 fGoogle Scholar.; Ruckstuhl, S. 134–49Google Scholar; Kragerud, S. 13 fGoogle Scholar.

page 135 note 1 So Kragerud, (S. 30, Anm. 64)Google Scholar gegen Bultmann, (S. 530 f.)Google Scholar, der freilich eine zeitliche Priorität des Glaubens des LJ auch wegen der von ihm vorausgesetzten Deutung ‘Petrus = Judenchristentum; LJ = Heidenchristentum’ nicht zugeben kann. Allien, Bultmanns Interpretation (‘…aus Judenchristen besteht die erste Gemeinder der Gläubigen; erst nach ihnen kommen die Heidenchristen zum glauben. Aber das bedeutet keinen Vorrang jener; sachlich stehen beide dem Auferstandenen gleich nahe, ja die Bereitschaft zum Glauben ist bei den Heiden größer als bei den Juden: der LJ ist schneller zum Grabe gelaufen als Petrus’) scheitere an V. 8 f.

page 135 note 2 ‘It is to be observed that this episode has two features which set it apart: it breaks the unities of time and place, since we are obliged for the moment to leave the scene of Golgotha on Good Friday afternoon and place ourselves at the home of the Beloved Disciple in the time following, and it shows an interest in the subsequent fortunes of subordinate characters’ (Dodd, C. H., Historical Tradition in the Fourth Gospel, Cambridge, 1963, S. 127 fCrossRefGoogle Scholar.; Dauer, S. 232)Google Scholar.

page 135 note 3 Die Wendung ίνα καί ύμεīς πιστεύητε ‘indicates the general aim of the veracious testimony of the witness’ (Barrett, , S. 463)Google Scholar; sie läßt sich weder mit άληθινή έστιν, noch mit οίδεν oder λέγει unmittelbar verbinden. Es handelt sich hier um den gleichen inhaltlich gefüllten Glauben, den xx. 31 als das Ziel des Evangeliums definiert. Auch die Perfektform μεμαοτύρηκεν schlägt die Brücke zur Situation der Kirche: das Zeugnis dieses Zeugen reicht bis in die Gegenwart herein. Ähnliches gilt übrigens auch vom Zeugnis des Täufers (i. 15, 34; s. hierzu Bauer, W., S. 25, 34)Google Scholar. —Sorgfältige Beachtung verdient auch das logische Gefüge von V. 35 f., das einerseits durch den Anschluß des Finalsatzes in V. 35 (ίνα καί ύμεīς πιστεύητε), andererseits durch das begründende γάρ in V. 36 bestimmt wird. Worauf ist dieses γάρ zu beziehen ? Die Antwort kann nur sein: auf die Mittelglieder von V. 35 (άληθινή αύτοῦ έστίν ή μαρτυρία und οΙδεν ότι άληθῆ λέγει)! Die Wahrheit des Zeugnisses wird durch den Hinweis darauf begründet, daß sich in dem von ihm Bezeugten die Schrift erfüllt. So sind in 35 f. Aussagen über das Wesen des Zeuenisses mit einer Aussage über sein Ziel verschränkt; sein Wesen ist, daß es objektiv wahr ist und daß sein Träger um diese Wahrheit weiß, die in seiner Schriftgemäßheit gründet; sein Ziel ist es, Glauben zu wecken.

page 136 note 1 In xxi, 23 dürfte der gleiche terminologisch fixierte Gebrauch von οί άδελφοί vorliegen wie in 3. Joh. 3, 5, 10, wo der Kreis um den πρεσβύτερος so bezeichnet ist (vgl. Schnackenburg, R., Die Johannesbriefe, HerderK 13, 2; 2. Auf. Freiburg, 1963, S. 118)Google Scholar. Davon ist zu unterscheiden der theologische Begriffsgebrauch, wie er im I. Joh. vorherrscht und sich auch in Joh. xx. 17 findet. In ähnlicher Weise erscheint ‘Bruder’ als Terminus für die Sektengliader von Qumran (I QS vi, 10, 22; IQSa i. 18; CD vi. 20; vii. I f.; xiv. 5; xx. 18; IQM xiii. I; xv. 7).

page 136 note 2 V. 23 unterstreicht: das Logion V. 22 war keine Weissagung, sondern ein hypothetischer Satz (Bultmann, , S. 554)Google Scholar. In der vorliegenden Gestalt ist V. 22 bereits auf dieses apologetische Argument hin angelegt. Man wird also vermuten können, daß hier eine Polemik gegen eine anders Form des Logions mitschwingt, die unter den ‘Brüdern’ in Umlauf war und über deren Gestalt sich nur noch von Mark, . ix. 1Google Scholar her Vermutungen anstellen lassen. Im übrigen ist V. 22 in seiner vorliegenden Gestalt eine typisch johanneische Konzeption, wie der doppeldeutige Sinn von άκολουθεīν erweist, der sich einerseits von xiii. 33–8, andererseits von xii. 26 her erschließt: Die Nachfolge, in die Simon Petrus gerufen wird, ist die Teilhabe am Todesschicksal Jesu, zu der sich der Jünger bereits nach xiii. 37 bekannt hatte, um sie freilich alsbald durch seine Verleugnung aufzukündigen. Zugleich aber ist diese Nachfolge die endzeitliche Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn, die nach xii. 26 dem verheißen ist, der ihm dient. Diese Gemeinschaft wird hier dem Petrus erneut zugesprochen. Schulz, S. hierzu A., ‘Nachfolgen und Nachahmen’, StAuNT, VI (München, 1962), S. 169 fGoogle Scholar.; Dodd, C. H., a. a. O., S. 352Google Scholar; Schweizer, E., ‘Erniedrigung und Erhöhung bei Jesus und seinen Nachfolgern’. AThANT, XXVIII (Zürich, 1962), S. 132 fGoogle Scholar.

page 137 note 1 ή γραφή scheint in xx. 9 analog zu I. Kor. xv. 4 ohne Bezug auf eine bestimmte Stelle gebraucht zu sein (Barrett, , S. 468)Google Scholar. Es verdient Beachtung, daß ii. 22 die einzige Analogie dazu darstellt. Auch dort geht es um das Schriftzeugnis für die Auferstehung! Sonst verweist Joh. mit ή γραφή durchweg auf bestimmte Stellen (vii. 38, 42; x. 35; xiii. 12; xix. 24, 28, 36 f.). v. 39 muß in diesem Zusammenhang außer Betracht bleiben, weil hier ein allgemeiner Grundsatz formuliert wird.

page 137 note 2 Zu beachten ist nämlich, daß das Freundschaftsverhältnis zwischen Jesus und den Jünger nach xv. 16 nicht durch die werbende Begegnung einander Gleichgestellter, sondern ausschiließlich durch Jesu erwählendes Handeln konstituiert wird (Bultmann, , S. 419)Google Scholar.

page 137 note 3 Der für das johanneische Jüngerverständnis grundlegende Abschnitt xv. 12–17 scheint eine grundsätzliche Reflexion über die johanneische Jüngerterminologie zu enthalten: in V. 15 wird nämlich die Ablehnung des Begriffes δοῦλος begründet, der, zusammen mit der ihm sachlich verwandten Begriffsgruppe διακονεīν—διακονία—διάκονος, im breiten Strom urchristlicher Tradition den Bereich der Jüngerschaft und der kirchlichen Dienste terminologisch markierte (vgl. Röm. i. I; Phil. i. 1; Gal.. 10; 2. Kor. iv. 5; Luk, . xii. 37, 43–7Google Scholar; xvii. 10 u. ö.). Joh. nennt die Jünger ‘Freunde’ Jesu, weil sie um das Tun und den Willen ihres Herrn wissen (xv. 15), wobei dieses Wissen nicht auf die noetische Komponenes beschränkt bleibt, sondern auch die existentielle Bindung an Jesus umfaßt (xv. 1–10) und in den tätigen Gehorsam ausündet (xv. 14), zu dem auch die ‘Nachfolge’ im Sinne des Mitgehens auf dem Leidensweg gehört (xii. 26). Jesu Freund sein, ihn lieben, heißt bei Joh., ihm dienen in der Nachfolge und im Eintreten in seinen eigenen Dienst. In den Rahmen dieser weiterführenden Interpretation der Jüngerschaft gehört auch der gegenüber dem synoptischen vertiefte johanneische Nachfolgebegriff (s. o. S. 136, Anm, 2): der LJ und Petrusfolgen Jesus nach (xxi. 20, 22), indem sie als seine Freunde in wissender Gemeinschaft mit ihm seinen Weg zum Leiden teilen.

page 138 note 1 Man darf nicht mit Heitmüller (Die Schriften des NT, 3. Auf. Bd. 4, Göttingen, 1918, S. 177)Google Scholar und Strathmann, (S. 56) in xxGoogle Scholar. 8 den nichtsehenden glauben von xx. 29 paradigmatisch verwirklicht sehen wollen. Dageg. m. Recht Kragerud (S. 30) und Bultmann, (S. 530, Anm. 10)Google Scholar, der demgegenüber auf die Formulierung είδεν καί έπίστευσεν verweist; allerdings dürfte geg. Bultmann im Sinne des Textes das leere Grab keineswegs als ‘Beweis für die Auferstehung’ gelten, sondern lediglich als ein in sich mehrdeutiges Zeichen, das dem LJ, — im Gegensatz zu Petrus —, Anlaß zum Glauben wird.

page 138 note 2 Die Wendung spiegelt griechisch-römische Tischordung, schwerlich jedoch einen Topos der Symposien-Literatur. Vgl. Bultmann, , S. 367Google Scholar.

page 138 note 3 So suggestiv zunächst die sakramentale Deutung scheint, die in xix. 34 ‘ein besonders eklatantes Zeichen der Beziehung zwischen dem Tod Christi und den beiden Sakramenten’ sieht (Cullmann, O., ‘Urchristentum und Gottesdienst’, AThANT, III, 4. Auf. Zürich, 1962, S. 108Google Scholar; ähnlich, wenn auch von der Voraussetzung kirchlicher Interpolation ausgehend, Bultmann, , S. 525)Google Scholar, sie scheitert daran, daß die Wendung ό έωρακώς μεμαρτύρηκεν unmißverständlich auf leibliches Sehen verweist. ‘You cannot “see” a theologoumenon; you can see only sensible facts’ (Dodd, , a. a. O. S. 135)Google Scholar. Andererseits ist es aber auch zu wenig, wenn man das Heraustreten von Blut und Wasser aus der Seitenwunder Jesu lediglich als eine die Faktizität des Sterbens Jesu gleichsam protokollarisch verbürgende Einzelheit ansieht (so Strathmann, , S. 252Google Scholar: ‘Dem Evangelisten liegt an der einwandfreien Feststellung: Jesus war tot…’). Denn damit wäre der Sinn des johanneischen μάρτυρείν erheblich verkürzt, das ja nicht von Fakten überzeugen, sondern zum Glauben überführen will: s. u. Anm. 4, S. 139, Anm, 1.

page 138 note 4 ‘“Blut Christi” ist wie “Kreuz” nur ein anderer, anschaulicherer Ausdruck für den Tod Christi in seiner Heilsbedeutung’ (Behm, , ThW, 1, S. 173)Google Scholar. Im Verströmen des Blutes erfolgt die Hingabe des Lebens Jesu ‘für das Leben der Welt’ (Joh. vi. 51); vgl. i. 29; x. 15 und vor allem 1. Joh. i. 7; v. 6 (Schnackenburg, , 1. Joh. S. 257 f.)Google Scholar. Gegenstand des Zeugnisses ist das in dieser Weise vom Faktum des Sterbens Jesu auf Golgatha aussgehende Heil. Analog ist das Wasser für Joh. Zeichen für das vom Geist gewirket neue Leben (iii. 5; iv. 14; xv. 3; I. Joh. v. 6).

page 139 note 1 Brox, S. hierzu N., ‘Zeuge und Märtyrer’, StAuNT, V (München, 1961), S. 7092Google Scholar.

page 139 note 2 ‘…hier aber kann schon der Xeuge nur glauben…wie ja an unserer Stelle der Glaube nicht auf die äuβeren, feststellbaren Vorgänge gerichtet sein soll, sondern auf das durch sie Bezeichnete’ (Brox, , S. 81)Google Scholar.

page 139 note 3 Darauf läuft es nämlich hinaus, wenn Käsemann, E. (a. a. O. S. 181) xixGoogle Scholar. 35 als Stellungnahme eines ‘Augen- und Ohrenzeugen des Christus praesents’ versteht, wobei es ‘der praesentia Christientspricht’, ‘daβ die Augenzeugen seiner Herrlichkeit nicht abreiβlen’.

page 139 note 4 Zur Begründung dieser Interpretation vgl. unsere Analyse in S. 137, Anm. 3.

page 140 note 1 Heitmüller, Z. B., S. 36 fGoogle Scholar.; Bultmann, , S. 555Google Scholar; Bauer, , S. 235Google Scholar; demgegenüber bleibt Krageruds (S. 114 f.) Versuch, den Singular von xxi. 24 auf das Kollektiv zu beziehen, das sich in i. 14 (έθεασάμεθα) zu Worte melde, völlig willkürlich, nicht zuletzt, weil er die traditionsgeschichtlichen Fragen des Prologes unberücksichtigt läßt.

page 140 note 2 Dies betont Schnackenburg mit Recht in seiner Besprechung von Kragerud (BZ, IV, 1960, S. 320–7)Google Scholar.

page 140 note 3 Kragerud, (S. 81 ff)Google Scholar sieht dieses Problem und sucht es zu lösen, inden er xix. 25–7 als Berufung des LJ zum Successor Jesu deutet und mit xxi. 15–23 parallelisiert. Aber abgesehen davon, daß nur ein völlig unkontrollierbarer Symbolismus xix. 25 ff eine derertige Interpretation abzugewinnen vermag. legt es doch die Komposition von xxi. 15–23 nahe, in V. 20–3 das von Vf. intendierte Gegenstück zu 15–19 zu sehen.

page 141 note 1 Hieronymus, vir. inl. 2Google Scholar (Hennecke–Schneemelcher, , Neutestamentliche Aposkryphen, I, Tübingen, 1959, S. 108)Google Scholar.

page 141 note 2 Unnik, W. C. van, Evangelien aus dem Nilsand (Frankfurt, 1960), S. 163Google Scholar.

page 142 note 1 Act. Joh. 97 (Hennecke, Schneemelcher, , II, S. 157)Google Scholar: ‘Und es stand mein Herr mitten in der Höhle und erhellte sie und sagte: Johannes, für die Menschen unten werde ich in Jerusalem gekreuzigt…Mit dir aber rede ich, und was ich rede, höre! Ich habe es dir eingegeben, auf diesen Berg zu gehen, damit du hörst, was ein Jünger vom Meister leren muß und ein Mensch von Gott.’ Zum Apokryphon vgl. Hennecke, Schneemelcher, , I, S. 241Google Scholar.

page 142 note 2 Käsemanns Feststellung (a. a. O. S. 180), daß bei Johannes ‘die Apostel einzig als Repräsentanten des Jüngertums erscheinen’, trifft, unbeschadet ihres sonstigen Wahrheitsgehaltes, auf Petrus kaum zu, denn sowohl Kap.xxi, als auch vi. 66–71 sind doch nur als Refiexe einer auch vom Joh.-Ev. anerkannten Sonderstellung des Petrus in der Kirche verständlich, worin diese auch immer in den Augen des johanneischen Kreises bestanden haben mag. Das hat Kragerud (S. 64 f.) richtiger gesehen, auch wenn die von ihm vorgenommene bruchlose Identifizierung des Petrus mit dem Gemeindeamt problematisch ist.

page 142 note 3 Zu diesem Prinzip vgl. b. Chull 104b; b. Nidda 19b; Guttmann, M., Zur Einleitung in die Halacha, II (Budapest, 1913), S. 57Google Scholar; Gerhardsson, B., ‘Memory and Manuscript’, ASNU, XXII (Uppsals, 1961), S. 131Google Scholar.

page 142 note 4 Vgl. hierzu Ph. Vielhauer in: Hennecke, Schneemelcher, , II, S. 408Google Scholar.

page 142 note 5 Nämlich aus dem antiken philosophischen Schulwesen, in dem die Begriffe der Paradosis und Diadoche eine gewichtige Rolle spielten, wo es darum ging, den Gang der Lehrüberliefering vom ursprünglichen Lehrer zu dessen Schülern und späteren Schulvorstehern darzustellen. Vgl. Koep, L., Art. ‘Bischofslisten’, RAC, 2, Sp. 407 ffGoogle Scholar.; H. Frh. v. Campenhausen, ‘Kirchliches Amt und Geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten’. BHT, XIV (Tübingen, 1953), S. 174 fGoogle Scholar.

page 143 note 1 So beruft sich Basilides auf Glaukias, den Dolmetscher des Petrus (so Clem. Al. Strom. VII, 106, 4Google Scholar; nach Hippol. ref. VII, 20, I freilich hätte er sich auf den Apostel Matthias berufen); Valentins Gewährsmann sei ein Paulusschüler namens Theodas gewesen (Orig. Contra Cels. v, 62)Google Scholar; die Naassener berufen sich auf Mariamne, der der Herrenbruder Jakobus die Lehre übergeben habe (Hippol. ref. v, 7, I)Google Scholar; zum Ganzen vgl. v. Campenhausen, a. a. O. S. 173 f.

page 143 note 2 Kuhn, K. G., ‘Zur Bedeutung der neuen palästinischen Handschriftenfunde für die neutestamentliche Wissenschaft’, ThLZ, LXXV (1950), Sp. 81–6Google Scholar; ders., Die in Palästina gefundenen hebräischen Texte und das NT’, ZThK, XLVII (1950), S. 191211Google Scholar; ders., Johannesevangelium und Qumrantexte’, in: Neotestamentica et Patristica, Cullmann-Festschrift, SuppNovTest, VI (1962), S. 111–22Google Scholar.

page 143 note 3 Es seien hier nur genannt: Braun, F. M., ‘L’srrière-fond judaique бu quatrième évangile et la Communauté de l' Alliance’, RB, LXII (1955), S. 544Google Scholar; Brown, R. E., ‘The Qumran Scrolls and the Johannine Gospel and Epistles’, in: The Scrolls and the NT, ed. Stendahl, K. (London, 1958), S. 183207Google Scholar; Böcher, O., Der johanneische Dualismus im Zusammenhang des nachbiblischen Judentums (Gütersloh, 1965)Google Scholar.

page 143 note 4 A. Dupont–Sommer, ‘Aperçus preéliminaires sur les manuscrits de la Mer Morte’, L'Orient ancien illustré, IV (Paris, 1950)Google Scholar; etwas modifiziert in Dupont–Sommer, ‘Nouveaux Aperçus sur les manuscrits de la Mer Morte’, L'Orient ancien illustré, V (Paris, 1953)Google Scholar; Allegro, J. M., The Dead Sea Scrolls, Pelican Book A 376 (London, 1956)Google Scholar. Auch Stendahl, K. (The Scrolls and the NT, S. 12 f.)Google Scholar bezieht den Lehrer zentral in den Vergleich qumranischer und ntl. Messianologie ein.

page 143 note 5 Jeremias, G., Der Lehrer der Gerechtigkeit, Studien zur Umwelt des NT, II (Göttingen, 1963)Google Scholar.

page 144 note 1 Entscheidend für die Beurteilung des Lehrers ist die Frage nach der Interpretation der letzten Zeile des ‘Brunnenliedes’, CD vi. II (). Bereits der Erstherausgeber der Damaskusschrift Schechter, S. (Fragments of a Zadokite Work, Cambridge, 1910, S. 13)Google Scholar deutete den Satz auf eine Wiederkunft des Lehrers in der Endzeit. Ihm folgte nach der Entdeckung der Sektenschriften eine große Zahl von Forschern (Forschungsbericht bei Jeremias, G., S. 275 ff.)Google Scholar. Den Gegenbeweis erbrachte jedoch A. S. van der Woude (‘Die messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran’, Studia Semitica Neerlandica, 3, Assen, 1957, S. 6874)Google Scholar. Er stellte fest: I. bedeutet in CD nirgends ‘auferstehen’; 2. der Ausdruck ist nicht terminologisch an eine Person gebunden; 3. nur die Kontextexeges kann den Sinn der Stelle erbringen. Diese Kontextexegese hat nun Jeremias, G. (S. 284 ff.)Google Scholar durchgeführt mit dem Ergebnis: die Pointe von vi. 11 liegt gerade in der Unterscheidung ‘zwischen dem historischen Lehrer der Gemeinde, dem Mechokkek’ (Zeile, von7)Google Scholar, und dem eschatologischen Lehrers am Ende der Tage; darum geht es nämlich hier, daß die Torainterpretation des ersten Lehrers gültig bleibt, bis der endzeitliche Lehrer die Gemeinde von neuem unterweisen wird. Der erste Lehrer ist jedoch tot (CD xix. 35–xx. I).

page 144 note 2 Zusammenstellung und Interpretation der einschlägigen Stellen bei Betz, O., ‘Offenbarung und Schriftforschung in der Qumransekte’, WUNT, VI (Tübingen, 1960), S. 8892Google Scholar.

page 144 note 3 Auch dafür die Gemeinde in ihrem Lehrer den Mose gleichen endzeitlichen Propheten im Sinne von Dt. xviii. 15 erblickt habe (Betz, , a. a. O. S. 61 ffGoogle Scholar.; Brownlee, W., ‘Messianic Motifs of Qumran and the New Testament’, NTSt, III, 1956/1957, S. 17)Google Scholar, geben die Texte keinen hinreichenden Anhaltspunkt. Das Brunnenlied von CD vi deutet zwar die Wüstenzeit typologische auf die Sekte, nicht jedoch Mose auf den Lehrer. Daß Dt. xviii. 15 in der Exegese der Sekte eine Rolle spielte, zeigt zwar der Testimonientext 4QTest 5 ff., allein, hier fehlt jeder deutliche Bezug auf den Lehrer, denn der Terminus (Z. 7) ist sonst nirgends für ihn gebraucht; vgl. Jeremias, G., S. 297 fGoogle Scholar.

page 145 note 1 Zum Wesen der Pescher-Methode vgl. Elliger, K., ‘Studien zum Habakuk-Kommentar vom Toten Meer’, BHT, XV (Tübingen, 1953), S. 118–64Google Scholar.

page 145 note 2 ‘Die vom Lehrer verkündigte “Offenbarung” ist sekundär, sie setzt das Wort der Schrift voraus’ (Betz, , S. 99Google Scholar; Elliger, , S. 155 f.)Google Scholar.

page 145 note 3 Daneben erscheint im AT auch noch Hi. xxxiii. 23; Is. xliii. 27 in ähnlichen Bedeutungs-zusammanhängen, sowie 2. Chron. xxxii. 31 im Sinne von ‘offizielle Sprecher’, ‘Gesandte’ (LXX: πρεσβενταiς). Es ist jedoch unbegründet, wenn Richardson, H. N. (‘Some Notes on and its Derivatives’, VetTest, V, 1955, S. 163–9)Google Scholar die letztere Bedeutung auch auf die übrigen Stellen übertragen möchte. Denn im Blick auf Gen. xlii. 23 zu sagen: ‘it is quite extraordinary to come upon an interpreter in this passage’ (ebd. S. 167), geht angesichts des klaren Sinnzusammenhanges schwerlich an; es heißt ja ausdrücklich im MT: Überdies übersetzt hier die LXX unmißverständlich mit έρμηνεντής. In Hi. xxxiii. 23 trägt der Züge eines angelus interpres, der zwar nicht im strikten Sinne Dolmetscher aus einer unbekannten Sprache ist, aber doch dem Menschen eine ihm bislang verborgene Kenntnis von Gott her erschließt; dabei liegt der Akzent, — und das ist wichtig —, nicht auf der Person des Mittlers, sondern auf dem Akt der Vermittlung verborgenen Heilswissens. — Auf alle Fälle wird von IQH vi. 13 her deutlich, daß die Sekte ihren -Begriff vorwiegend anhand von Gen. xlii. 23 entwickelt hat. Denn hier ist der der, der Verstehen erschließt und Verständigung ermöglicht (Betz, , S. 97)Google Scholar. Nach IQpHab ist er ganz analog ‘one who has a special insight into things which are not generally obvious’ (Holm-Nielsen, S., Hodayot. Psalms from Qumran, Aarhus, 1960, S. 35)Google Scholar. Wir übersetzen im folgenden mit ‘Interpret’, weil in diesem Begriff am ehesten die Funktion des Erschließens von dem Verständnis Verschlossenem zum Ausdruck gebracht werden kann.

page 145 note 4 Jeremias, G., S. 219Google Scholar.

page 146 note 1 Ein anschauliches Beispiel für solche Interpretation des unverständlich gewordenen Prophetenwortes bietet Daniels Ausdeutung der 70 Jahrwochen von Jer. xxv. 11; xxix. 10 in Dan. ix. Überhaupt besteht besteht eine nicht zu übersehende Verwandtschaft zwischen dem Lehrer der Sekte und den Apokalyptikern und ihrer Schriftdeutung (vgl. Elliger, , S. 156 fGoogle Scholar.; Rad, G. von, Theologie des AT, II, 4. Aufl. München, 1965Google Scholar. Zum gemeinsamen Hintergrund vgl. Plöger, O., ‘Theokratie und Eschatologie’, WMANT, 2, Neukirchen, 1959, S. 34)Google Scholar. Die wesentliche Differenz besteht freilich darin, daß die Interpretation des Lehrers ihren geschichtlichen Ort nicht durch die Stilmittel der Pseudonymität und der fiktiven Vorzeitigkeit zu verschleiern braucht.

page 146 note 2 Jeremias, G., S. 233Google Scholar.

page 146 note 3 Jesus hat έν παροιμίαις zu seinen Jüngern gesprochen, sie aber zugleich auf eine Zukunft verwiesen, in der er verkündigen werde. Bis dahin aber bedürfen die Jünger des Parakleten (xiv. 25), dessen Funktion Lehre und Erinnerung an die Worte Jesu ist. Betz, S. hierzu O., Der Paraklet, Arbeiten zur Geschichte des Spätjudentums und Urchristentums, 2 (Leiden, 1963), S. 139Google Scholar.

page 146 note 4 Jeremias, G., S. 335 fGoogle Scholar., der freilich diese Entsprechung nur ganz nebenbei im Zusammenhang eines Vergleiches zwischen dem Lehrer und Jesus notiert, der als solcher wenig ergiebig bleibt: IQH vii. 20 ff. liegt doch auf einer völlig anderen Ebene als die ‘Zeugnisse der Liebe Jesu zu den Seinen’ Luke, . xii. 32Google Scholar und Matth, . x. 25Google Scholar, wie denn überhaupt zu fragen wäre, ob es historisch sachgemäß ist, von einem ‘besonders innigen Verhältnis’ Jesu zu seiner ‘Gemeinde’ (ebd. S. 335) zu sprechen. Für den Topos ‘der Lehrer als Vater der Gemeinde’ ergibt der Jesus der Erdentage kein Material; anders steht es dagegen mit Paulus und den Aposteln (s. hierzu Roloff, J., Apostolat–Verkündigung–Kirche, Gütersloh, 1965, S. 116–20)Google Scholar.

page 147 note 1 Im wesentlichen bietet nur CD ix-xvi halakhische Torainterpretation, während lQS einerseits Ordnungen für das Gemeindeleben entfaltet, die nicht durchwag den Charakter der Torainterpretation haben (Ausnahmen: IQS v. 15, 17), und andererseits pauschal den vollkommenen Gesetzesgehorsam einschärft (z. B. viii. 22). Wir würden klarer sehen, was es mit der Torainterpretation des Lehrers auf sich hatte, wenn wir wüßten, was mit den ‘früheren Bestimmungen (), durch welche im Anfang die Männer der Gemeinschaft in Zucht gehalten worden sind’ (IQS ix. 10), gemeint ist. Keinesfalls darf jedoch von CD ix-xvi auf die Torainterpretation des Lehrers zurückgeschlossen werden. Hier ist der wichtige methodische Grundsatz C. H. Hunzingers zu beachten: ‘Die Texte von Qumran können nicht als eine einheitliche Größe behandelt werden, sondern stellen das Produck höchst komplizierter überlieferungsgeschichtlicher Vorgänge dar’ (Fragmente einer älteren Fassung des Buches Milhamā’, ZAW, LXIX, 1957, S. 150 f.)Google Scholar. Dies gilt um so mehr, als CD durchweg Züge einer rigoristischen Erstarrung der Sekte zeigt.

page 147 note 2 Jeremias, G., S. 165 fGoogle Scholar.

page 147 note 3 Wir können hier auf die zahlreichen Problems, die die Auslegung von Num. xxi. 18 durch CD vi. 3–11 aufwirft, nur mit einigen kurzen Bemerkungen eingehen. O. Betz hat richtig beobachtet, daß die Auslegung in den ‘Fürsten’ () und den ‘Edlen des Volkes’ zwei verschiedene Gruppen sieht (Offenbarung und Schriftforschung, S. 25 ffGoogle Scholar.; der Widerspruch Jeremias, von G., S. 271Google Scholar, läßt eine angemessene Begründung vermissen). Die ‘Fürsten’ sind die ‘Edlen des Volkes’ die Laien der Sekte (vgl. IQS ii. 21). Darüber hinaus wird man aber auch noch wesentliche Auslegungsunterschiede zwischen Z. 8 b-10, wo vom Graben der Edlen die Rede ist, und den vom Graben der Fürsten handelnden Zeilen 2–8 a festzustellen haben: I. Während der ‘Stab’ () in Z. 8 ein passives Werkzeug ist, wird er in Z. 9, — unter Ausweitung des Wortspiels —, zur aktiven Person; er ist hier der Gesetzgeber, der die Gesetze erläßt (), an die sich die Edlen halten. 2. Während in Z. 3 alles Gewicht auf dem Brunnengraben liegt, das mittels des Werkzquges geschieht, wird in Z. 10 dieses Bild verlassen, indem die Stäbe=Gebote als Stützen interpretiert werden, die dem Wandel dienen. Dem entspricht 3., daß das vb. aus Num. xxi. 18, das infolge seiner Doppelbedeutung (graben/auskundschaften) in Z. 3 f. eine zentrale Funktion innehat (Van der Woude, S. 69), in Z. 9 aufgegeben und durch das neutrale ersetzt ist: hier hat offenbar das Graben des Brunnens kein Gewicht mehr! — Dies alles legt die Frage nahe: Sollte es sich in Z. 8b–10 um eine traditions geschichtlich jüngere Weiterbildung handeln? Anhaltspunkte für ihre positive Beantwortung ergeben sich auch aus der formalen Struktur von CD vi. 2–10: In fortlaufender Exegese von Num. xxi. 18 erhalten Einzelheiten der Vorlage ihre allegorische Ausdeutung: der Brunnen (Z. 4), — die ihn Grabenden (Z. 4), — der Stab (Z. 7). Erst in 8bf. wird diese Abfolge durchbrochen und zu den Grabenden zurückgesprungen. Zudem erhalten die Stäbe von Z. 9 weder eine Auslegung in der Weise von Z. 4–7, noch schließen sie sich an den Wortlaut der Vorlage Num. xxi. 18 an: denn dort steht All dies deutet darauf hin, daß die CD eine ältere Vorlage übernommen und durch Hinzufügung von 8b-10 weitergeführt hat. Diese Weiterführung entspricht dem Interesse der Damaskusschrift an halakhischen Einzelgeboten (vgl. Z.10!), während die ursprüngliche Tradition von einer Toraforschung im Sinne von IQSv. 9; vi. 6 gesprochen haben dürfte, die unter der Anleitung und nach den Anweisungen des Lehrers erfolgte.

page 148 note 1 ‘Es muß also (scil. in CD vi. 7 f.) eine Art Bibelerklärung gemeint sein, die vom Mehoqeq herrührt’ (Van der Woude, S. 70). Betz, (a. a. O. S. 25)Google Scholar denkt zwar auch an ‘hermeneutische Regeln, die der Lehrer gab’, verwirft diese Möglichkeit doch alsbald unter dem Eindruck von Z. 10 (‘allein “Stäbe” sollen dem Wandel, nicht dem Wissen dienen’), statt Z. 7 f. in ihrem Lichte zu bedenken.

page 148 note 2 Zur Interpretation von CD vi. 11 s. o. S. 144, Anm. I.

page 148 note 3 Zahlreiche wichtige Beobachtungen hierzu hat, wenn auch in einseitiger und überspitzter Weise, Sasse, H. (‘Der Paraklet im Johannesevangelium’, ZNW, XXIV, 1925, S. 260–77)Google Scholar beigebarung. Anhand von Joh. xvi. 8–15 sieht Sasse die Funktion des Parakleten darin, die Offenbarung zu vervollständigen, ‘indem er das verkündet, was Jesus in seinen Erdentagen den Jüngern nicht sagen konnte’ (S. 273). Daraus folgert er nicht nur, daß ‘ein Zusammenhang zwischen den Parakletverheißungen und der Entstehung des vierten Evangeliums besteht’ sondern auch, daß sich ganz konkret hinter dem Paraklet die Gestalt des LJ verbirgt. Nun ist freilich Sasses Behauptung, die Gleichsetzung des Paraklet mit dem Geist in xiv. 26; xvi. 13 beruhe auf sekundärer Interpolation, völlig willkürlich, und auch das forensische Moment in der Parakletfunktion bleibt hier unbeachtet. Richtig ist jedoch die Beobachtung, daß zwischen der Funktion des LJ und der des Paraklet ein irgendwie gearteter Zusammenhang besteht.

page 149 note 1 Allerdings beschränken sich diese Übereinstimmungen auf die Lehrfunktion beider: der Lehrer hat den Titel ; er ist der auf der Seite der göttlichen Wahrheit Stehende, der die ihm Anvertrauten in diese Wahrheit einweist; vgl. Joh. xvi. 13: όδηγήσει ύμᾶς εις τήν άλήθεααν πᾶσαν; der Lehrer führt die Gemeinde ‘auf den Weg des Herzens Gottes’ (CD i. 11); vgl. das όδηγεīν, διδάσκειν und ύπομνήσκειν des Paraklet (Joh. xvi. 13; xiv. 26); nicht anders als der Lehrer ist auch der Paraklet ein Interpret, der das Gotteswort übersetzt.

page 149 note 2 Betz, , Der Paraklet, S. 138 fGoogle Scholar.

page 149 note 3 Ist es für die Sekte von Qumran die Schrift, die von sich aus nicht verständlich ist, sondern des von Gott erleuchteten Interpreten bedarf, der von ihr her den Willen Gottes für die Gegenwart lehrt, so sind es für das Joh.-Ev. Wort und Wirken Jesu, die der geistgewirkten Deutung bedürfen (vii. 39; vgl. ii. 22; xii. 16). Das 4. Ev. selbst erhebt den Anspruch, solche Deutung zu sein (xx. 31).

page 149 note 4 Vgl. die Diskussion bei Jeremias, , S. 312Google Scholar.

page 149 note 5 Vgl. die Bezeichnung der Gemeinde als (IQS iii. 20, 22; ix. 14; ferner iv. 24); Jeremias, G., S. 312Google Scholar.

page 149 note 6 Zur priesterlichen Funktion der Lehre im AT vgl. Black, M., ‘Theological Conceptions of the Dead Sea Scrolls’, SEÅ, XVIII/XIX (1953/1954), S. 7297, 86fGoogle Scholar. Daß der Lehrer aus priesterlichem Geschlecht war, geht eindeutig aus 4Q Ps xxxvii. 2, 14 hervor (Jeremias, G., S. 147)Google Scholar. Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch die Stelle Jes. xliii. 27, in der Begriff im Blick auf die Propheten und Priester Israels angewandt zu sein scheint. Sollte etwa der Begriff dem Bereich der Bezeichnungen priesterlicher Funktionen entlehnt sein? S. hierzu Mowinckel, S., ‘Die Vorstellung des Spätjudentums vom hl. Geist und der johanneische Paraklet’, ZNW, XXXII (1933), S. 97130, 106Google Scholar.

page 150 note 1 ‘Der gleiche Titel weist auf das gleiche Amt’ (Betz, O., Der Paraklet, S. 132)Google Scholar.

page 150 note 2 Schulz, S., ‘Komposition und Herkunft der johanneischen Reden’, BWANT, LXXXI (Stuttgart, 1960), S. 182–7Google Scholar.

page 151 note 1 S. hierzu die noch keineswegs überholten Erwägungen von Heitmüller, W. (‘Zur Johannes Tradition’, ZNW, XV, 1914, S. 189209)Google Scholar. ‘Petrus ist die anerkannte Autorität des vulgären Christentums und seiner Überlieferung (synoptische Evangelien): ihr wird der LJ gegenübergestellt und übergeordnet’ (S. 205), hinter dem ein Schülerkreis steht, der ‘eine vom Landläufigen abweichende Auffassung der evangelischen Geschichte’ (S. 206 f.) vertritt. Auch wenn man nicht mehr so undifferenziert vom ‘landläufigen, vulgären Christentum’ der synoptischen Tradition sprechen kann, wird man anerkennen müssen, daß hinter dem Joh.-Ev. eine gegenüber der Syn. Trad. recht andersartige Vorstellung hinsichtlich des Wesens und Sinnes der Jesus-Überlieferung steht, sowie auch, daß der johanneische Kreis sich dieser Andersartigkeit bewußt war.