Als Pädagoge, Historiker und religiöser Reformer deckte Peter Beer mit seinem Werk die Kerngebiete der jüdischen Aufklärung (Haskala) in Mitteleuropa ab. Denn die Umgestaltung des Erziehungswesens, die Etablierung einer modernen Historiographie und die »Kultreform« waren wesentliche Voraussetzungen zur Modernisierung des Judentums. Das vorliegende Buch zeigt Beer im Kontext der einschneidenden politischen, kulturellen und religiösen Veränderungen in der Habsburger Monarchie an der Wende zum 19. Jahrhundert. Sein Leben und Werk eignen sich vorzüglich zur Illustration des Machtkampfes, wenn es um die Regelung jüdischer Angelegenheiten zwischen jüdischen Aufklärern, der konservativen jüdischen Elite und dem aufgeklärt absolutistischen Staat ging. Die bisherigen Studien zur Haskala haben sich mit wenigen Ausnahmen auf die »klassischen« Zentren Preußen und Osteuropa konzentriert. Beers Biographie bietet die Möglichkeit, Prags zentrale Rolle für die Ausbreitung der Haskala hervorzuheben und dadurch die Bewegung neu zu bewerten.