Edgar Michaelis (1890-1967) wächst in einer liberalen jüdischen Familie des Berliner Bürgertums auf. Seine persönlichen Vorbilder findet er in dem Arzt C. G. Carus und in J. W. von Goethe. Als Nervenarzt und Psychotherapeut setzt er sich in Zeitungskritiken und Vorträgen kritisch mit der Psychoanalyse Freuds auseinander. In seinem Hauptwerk „Die Menschheitsproblematik der Freud‘schen Psychoanalyse“ von 1925 fordert er die Ergänzung der Psychoanalyse durch eine sich anschliessende ärztliche Seelsorge. Diese orientiert sich an den Ideen der „Psychosynthese“ aus dem Kreis um C.G. Jung, Martin Buber, Hans Trüb und Alphonse Mäder. Fünf Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geht er ins Schweizer Exil. Die Idee der Psychosynthese lebt in heutigen Integrativen Therapien weiter.