Jeanette Erazo Heufelder

Der argentinische Krösus

Kleine Wirtschaftsgeschichte der Frankfurter Schule
Cover: Der argentinische Krösus
Berenberg Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783946334163
Gebunden, 208 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Manchmal braucht es zur Verwirklichung einer Idee einfach Geld! Der Ruhm des von Horkheimer und Pollock gegründeten, von Adorno nach 1945 geprägten Frankfurter Instituts für Sozialforschung strahlt in alle Welt. Weniger bekannt ist, woher das Geld kam: Felix Weil war Erbe eines deutsch-jüdischen Auswanderers, der in Argentinien ein Vermögen verdiente, die Skyline von Buenos Aires prägte, aber nie seine deutschen Wurzeln vergaß. Als er zum Ersten Weltkrieg heimkehrte, lernte auch sein Sohn die Heimat kennen, begeisterte sich aber vor allem für Revolution und Sozialismus. In den Zwanziger Jahren lernte er Horkheimer und Pollock kennen und hatte endlich das Vehikel gefunden, mit dem er sein Erbe nicht verpulvern konnte - dazu war es zu groß -, aber ein bleibendes geistiges Projekt finanzieren konnte, das seinen intellektuellen Ansprüchen entsprach.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.04.2017

Mit Jeanette Erazo Heufelders Biografie über Felix Weil hat Rezensent Detlev Claussen das bemerkenswerte Porträt eines ungewöhnlichen Mannes gelesen. Die Autorin, die Weils selbst begonnene Memoiren mit weiteren Zeugnissen und Dokumenten verglichen hat, erzählt dem Kritiker hier nicht nur von den zahlreichen revolutionären Projekten, in die Weil das Erbe seines Vaters Hermann Weil steckte, sondern beleuchtet insbesondere Weils Investitionen in das Frankfurter Institut für Sozialforschung, berichtet Claussen. Er liest hier nicht nur nach, mit welchem Aufwand und welcher Sachkenntnis sich der junge Erbe um eine historisch-kritische Ausgabe des Marx'schen Werkes in Zusammenarbeit mit dem Moskauer Marx-Engels-Institut bemühte, sondern erfährt auch wie vorausschauend er sein Vermögen durch Gründung einer anonymisierten Beteiligungsgesellschaft vor den Nazis rettete und wie großzügig Weil Horkheimer nach 1945 unterstützte, um die Fortführung einer unabhängigen Theorie zu sichern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2017

Rudolf Walther ist der Ethnologin und Dokumentarfilmerin Jeanette Erazo Heufelder dankbar für diese Recherche, die den Stifter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung ins rechte Licht rückt. Der Rezensent sieht von der Autorin sehr schön dargelegt, was für eine interessante und selbstlose Figur der vermögende Firmenerbe Felix Weil war, der als überzeugter Marxist auch Vertrauensmann der Kommunistischen Internationale war - für Walther eine Kombination, "die Spießer bis heute irritiert". Felix Weil jedenfalls war überzeugt, dass der Marxismus nicht nur parteipolitisch, sondern auch wissenschaftlich vorangebracht werden müsste. Wie Walther weiter erzählt, stiftete Weil daher nicht nur im Jahr 1924 großzügig das Institut, sondern brachte später auch sein gesamtes privates Vermögen ein, so dass der großzügige Stifter später, in den Wirren des Nationalsozialismus, als Offizier der amerikanischen Armee weniger Geld hatte als der Institutsdirektor Max Horkheimer im Tessiner Exil, wie Walther erschüttert feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2017

Mit Gewinn und Erstaunen hat Rezensent Jörg Später Jeanette Erazo Heufelders ökonomische Geschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung gelesen. Schon die Idee der Ethnologin, neben die wirtschaftshistorische Perspektive die biografische des Mäzens und Stiftersohnes Felix Weil zu stellen, findet der Kritiker so überraschend wie klug: Er liest hier, wie der jüdische Intellektuelle in den 1920er Jahren von dem philosophischen Marxismus jenseits der Arbeiterparteien eingenommen und zum Revolutionär wurde, seinen Vater Hermann Weil zur Finanzierung eines marxistischen Instituts überredete und bald die gesamte linke Berliner Kulturszene finanzierte. Großartig, wie die Autorin anhand verschiedener Lebensstationen von Felix Weil dessen "Doppelleben" als Kapitalist und Kommunist - und sein überraschendes Ende - herausarbeitet, lobt der Rezensent, der auch die Rekonstruktion der Institutsgeschichte mit Faszination gelesen hat.
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