'Was wir hier vorgestellt bekommen, ist eine Art 'Who is who?' der israelischen Literaturszene, ohne dass es auf die Intellektuellenebene beschränkt bliebe – eine Odyssee durch die hektische Metropole Tel Aviv. Dabei an die Hand genommen von einem Insider, der sich dieses Prädikat nie selbst anheften würde, dessen Leistung die Auszeichnung aber dennoch rechtfertigt. Das ist so dicht, so malerisch, so kenntnisgespickt, dass man es gleich zweimal inhalieren möchte.' Ralph Giordano
Kosmos Tel Aviv führt in Streifzügen durch eine israelische Literatur und Lebenswelt, die in ihrer flirrenden, selbstkritischen Heterogenität hierzulande noch kaum bekannt ist. Nicht enzyklopädische Vollständigkeit, sondern die Lust an Lektüre, an Biographien und unerwarteten Alltagsbegegnungen vermittelt dieses Stadt-Lesebuch – inklusive Abstecher nach Jerusalem, in Israels Norden und hinunter in die Negev-Wüste. Marko Martin schreibt nicht als kühler, nur für wenige Tage zugereister Beobachter, sondern als sympathisierender Flaneur – in Essays, Reportagen, Autoren-Porträts und Glossen. Die Schriftsteller, die er hier trifft – vom jiddisch schreibenden Holocaust-Überlebenden Alexander Spiegelblatt über die jüngeren Romanciers Nir Baram und Etgar Keret bis zu den israelisch-arabischen Autoren Sayed Kashua und Ayman Sikseck – vermitteln dabei ein ungleich komplexeres Israel-Bild als das medial übliche.
Marko Martin, Jahrgang 1970, verließ im Mai 1989 als Kriegsdienstverweigerer die DDR und lebt, sofern nicht auf Reisen, als freier Schriftsteller und Publizist in Berlin. Werke (Auswahl): 'Taxi nach Karthago' (Prosa und Gedichte, 1994), 'Der Prinz von Berlin' (Roman, Ullstein 2000), 'Eine Zeitschrift gegen das Vergessen. Bundesrepublikanische Umbrüche im Spiegel der Zeitschrift ›Der Monat‹' (Essay, Peter Lang 2003), 'Sommer 1990' (Literarisches Tagebuch, DVA 2004), 'Sonderzone. Nahaufnahmen zwischen Teheran und Saigon' (Reportagen, Zu Klampen 2008) und 'Schlafende Hunde' (Erzählungen, Die Andere Bibliothek 2009).