Der Philosoph und Märtyrer Justinus (ca. 135-165 n.Chr.) gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der frühen Kirche. Sein Dialog mit dem Juden Tryphon, entstanden ca. 155-160 n.Chr., ist die älteste erhaltene antijüdische kirchliche Apologie. Die Verteidigungsschrift in der (literarischen) Tradition der platonischen Dialoge, in der der christliche Lehrer zahlreiche schriftgelehrte Disputationen mit Juden aus seiner Zeit als Wanderprediger und Missionar verarbeitet, richtete sich an gebildete Heiden, Juden und Christen. Der Dialog mit Tryphon, der sich als Aufzeichnung eines (engagierten) jüdisch-christlichen Religionsgesprächs in Ephesus während (der Wirren) des Bar-Kochba-Aufstands (132-135 n.Chr.) präsentiert, ist ein bemerkenswertes Dokument des Verlaufs der frühen Auseinandersetzung des Christentums mit dem Judentum und zugleich eine wichtige Quellenschrift zur Entstehung zentraler christlichen Lehren.