Herausgegeben von Eberhard Bons (Université de Strasbourg)
Ziel dieses großangelegten gemeinschaftlichen und interdisziplinären Projekts ist ein neues Forschungsinstrument – ein mehrbändiges Wörterbuch, das zu jedem wichtigen Begriff oder jeder Wortgruppe der Septuaginta einen Artikel enthält, der zwischen zwei und zwanzig Seiten umfasst – das Historical and Theological Lexicon of the Septuagint (HTLS). Das Wörterbuch wird originäre Forschung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau enthalten und eine beträchtliche Lücke auf dem Gebiet der antiken Philologie und der Religionswissenschaften schließen.
Die Artikel werden von einer Vielzahl von Autorinnen und Autoren verfasst. Es ist noch möglich, sich mit einem Beitrag am Werk zu beteiligen. Viele Spezialisten in Europa, Amerika und von anderen Kontinenten haben sich bereit erklärt, an diesem Projekt mitzuwirken.
Der breitere Kontext
Die hebräische Bibel spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der westlichen Kulturen. Ihre zentralen Themen – wie die Entwicklung hin zum Monotheismus, die Entmythologisierung der Natur oder die Proportionalität der Zeit – durften jedoch nicht an das sprachliche und kulturelle Milieu, in dem sie entstanden waren, gebunden bleiben, um Einfluss ausüben zu können. Sie mussten auch für eine Mentalität verständlich gemacht werden, die von der Entwicklung von Wissenschaften und Philosophie, die in Griechenland ihren Anfang genommen hatte, geprägt war. Die Septuaginta – die älteste griechische Übersetzung der jüdischen Bibel, die während des dritten und zweiten Jahrhunderts vor Christus angefertigt wurde – ist der erste wichtige Schritt, mit dem das Erbe des antiken Judentums den Kulturen des Mittelmeerraums zugänglich gemacht wurde.
In den letzten zwanzig Jahren ist die Septuaginta aus dem Schatten ihrer hebräischen Quelle heraus getreten. Historiker des Judentums, Linguisten und Bibelwissenschaftler sehen die Septuaginta nunmehr als ein eigenständiges literarisches Werk von großer Bedeutung an. Die Textfunde in Qumran haben gezeigt, dass die Septuaginta durchaus eine hebräische Textvorlage besitzen konnte, die vom späteren masoretischen Text verschieden war. Die Übersetzer scheinen sich außerdem gewisse Freiheiten beim Interpretieren des Textes genommen zu haben. Dominique Barthélemy verwendete den Begriff "aggiornamento": Die Septuaginta ist eine Art "Aktualisierung" der jüdischen Schriften.
In der Vergangenheit wurden im Rahmen verschiedener Projekte kommentierte Übersetzungen der Septuaginta erstellt: In Frankreich sind von der Bible d'Alexandrie bisher sechzehn Bände erschienen; im englischsprachigen Raum wurde die New Translation of the Septuagint 2007 veröffentlicht, und in Deutschland kam 2009 die Septuaginta Deutsch heraus. Weitere Übersetzungen werden in Italien und Spanien erarbeitet. Zahlreiche Tagungen und gemeinsame Forschungsvorhaben dienen dazu, die Zusammenarbeit innerhalb dieser Projekte zu fördern.
Fortschritte in der Erforschung der griechischen Fassung der Bibel können nur durch ein tieferes Eindringen in die Texte erreicht werden. Die Wiederentdeckung des Textes als eines linearen Diskurs wird ergänzt durch die Untersuchung der Wörter, aus denen er zusammengesetzt ist: ihren Wurzeln in der griechischen und hellenistischen Kultur sowie ihre Verwendung in der Sprache der Bibel.
Herausgeber
Eberhard Bons (Université de Strasbourg)
Geboren 1958; 1988 Dr. phil., Universität Mainz; 1993 Dr. theol., Philosophisch-theologische Hochschule St. Georgen, Frankfurt/Main; 2000 Habilitation, Universität Straßburg; seit 2004 Professor für Altes Testament an der Universität Straßburg.
Sachverständigenrat
James Aitken – University of Cambridge (Jüdische Literatur in griechischer Sprache)
Erik Eynikel – Universität Regensburg (Lexikographie)
Christoph Kugelmeier – Universität des Saarlandes (Griechische Literatur)
Tobias Nicklas – Universität Regensburg (Neues Testament)
Anna Passoni Dell'Acqua – Università Cattolica del Sacro Cuore, Mailand (Papyrologie)
Emanuela Prinzivalli – Università di Roma "La Sapienza" (Frühe christliche Literatur)
Michael Segal – Hebrew University Jerusalem (Antikes Judentum)
Mitarbeiter
Ralph Brucker – Justus-Liebig-Universität Gießen / Université de Strasbourg
Jill Husser Munro – Université de Strasbourg
Patrick Pouchelle – Université de Strasbourg
Daniela Scialabba – Université de Strasbourg
Romina Vergari – Université de Strasbourg