Ernst Joëls Lebensarbeit war vom Zentrum der sozialen Ideen aus bestimmt: Schon als Student hat er in Deutschland für den Settlements-Gedanken geworben und andere zur Mitarbeit an sozialer Arbeit gewonnen. Als Arzt hat er sich für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Armen eingesetzt; er kümmerte sich um die Verhältnisse in Gefängnissen, bemühte sich um Suizidgefährdete. Seine Studien zur Wirkung und Bekämpfung der Rauschgifte, die er gemeinsam mit seinem Freund Fritz Fränkel schrieb, sind in vielem aktuell geblieben. Publizistisch wie im persönlichen Engagement nahm Ernst Joël an den großen Themen seiner Zeit Anteil und stand dabei in Verbindung zu bis heute bekannten Persönlichkeiten: Als wichtiger Vertreter der Jugendbewegung stand er in kritischem Austausch mit Walter Benjamin oder Gustav Wyneken. Martin Buber war er ebenso eng verbunden wie Gustav Landauer; mit beiden korrespondierte er z.B. über eine Reform der Universität. Als Autoren für seine Zeitschrift Der Aufbruch konnte er u.a. Landauer, Kurt Hiller und Hans Blüher gewinnen. Margarete Exlers Buch ist die Biographie eines integren, sozial engagierten Menschen. Vor allem das Kapitel zu Joëls ärztlicher Tätigkeit, von dem Psychiater Dr. Klaus Jonasch verfaßt, zeigt, wie aktuell Ernst Joëls Ansatz auch heute noch ist.