Gebaut Ende der 1930er Jahre als Mustersiedlung und genutzt als Lager für ZwangsarbeiterInnen in der Rüstungsindustrie mit einer Kapazität von 4500 Personen, diente der Ort „Föhrenwald“, bestehend aus 302 Wohneinheiten in Form von Reihen- und Doppelhäusern, nach Kriegsende mehr als zehn Jahre als exterritoriale Siedlung für jüdische Displaced Persons. Nach Auflösung des selbstverwalteten Lagers wurden seit 1956 schließlich kinderreiche, deutsche heimatvertriebene Familien angesiedelt. Trotz dieser wechselvollen Geschichte veränderte sich das Gesicht der Siedlung nur kaum.
Mit einer Panorama-Diaprojektion im Außenraum und einer Ausstellung im kunstraum münchen beschäftigt sich Michela Melián mit diesem Ort.
Verschiedene Fäden und Linien laufen in der Ausstellung zusammen, 'Föhrenwald' erscheint als Fortsetzung mehrerer in Schleifen angelegter Cluster genähter Zeichnungen Meliáns, die Geschichte buchstäblich 'eingenäht' haben, und stellt diese losen Fäden den weißen, projizierten Strichzeichnungen gegenüber, die sich immateriell auf der Wand abzeichnen. Geschichte wird hier manifest im gesprochenen Wort, in den Bezügen, in den unterschwelligen musikalischen Verweisen, die in einem begleitenden Soundtrack erscheinen.