Gertrude Stein (1874–1946) entwickelte eine einzigartige Theatertheorie. Diese verbindet Kritik an Zwangsstrukturen bürgerlicher Subjektivierung in den USA mit ganz eigenen ästhetischen Modellen und therapeutischen Empfehlungen. Steins therapeutische Wirkungsästhetik des Theaters entfaltet sich nicht in Manifesten und Traktaten, sondern in ihren frühen Romanen und autobiographischen Schriften. Daher blieb sie von der internationalen Forschung bislang unbeachtet. Torsten Josts Studie schließt diese Lücke: Stein wird als eine von William James’ Psychologie inspirierte Kunst- und Theatertheoretikerin lesbar gemacht, deren Ideen sich deutlich von Theaterästhetiken der europäischen Avantgardebewegungen unterscheiden. Damit wird sie „endlich zu jener gewichtigen Stimme, die ihr im Grunde von jeher gebührt hätte.“ (Matthias Warstat)