1952 kam Lin Jaldati, holländische Sängerin und Shoah-Überlebende, mit ihrem Ehemann Eberhard Rebling aus den Niederlanden in die DDR. Beide wurden die berühmtesten Jiddisch-Interpreten nicht nur in der DDR, sondern in der ganzen sozialistischen Welt: sie mit ihrer Stimme und ihren Erinnerungen an Auschwitz, er begleitete sie am Flügel. Als Mitgefangene von Anne Frank in Auschwitz und Bergen-Belsen war sie eine der ersten, die ihre eigene und Annes Geschichte erzählte.
Lin Jaldati wurde 1912 geboren und gab ihr erstes jiddisches Konzert 1934, ein Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie starb 1988 – kurz vor dem Zusammenbruch der DDR. In ihrer 50-jährigen Karriere sang Jaldati ihre Lieder sowohl vor Überlebenden als auch vor Nachgeborenen in den jüdischen Gemeinden, vor Nicht-Juden und Sozialisten in aller Welt, einschließlich Nordkorea und Indonesien. Jaldati wurde zu einer Kulturbotschafterin der DDR, auch in Israel, was für sie immer wieder einen Drahtseilakt zwischen offizieller Staatsdoktrin und eigener Identität bedeutete.