Bergemann, Hans ; Ladwig-Winters, Simone

Jüdische Richter am Kammergericht nach 1933

Das Kammergericht nahm seit der Reichsgründung 1871 eine herausgehobene Position unter den preußischen Gerichten ein. Mehr als 6,6 Millionen »Gerichtseingesessene« zählten zu seinem Gerichtsbezirk. Anfang 1933 gab es 33 Zivil- und zwei Strafsenate, an denen über 190 Juristen tätig waren.
Die ersten Übergriffe gegen Juristen jüdischer Herkunft sind für die Tage nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar 1933 belegt. Unter den Opfern waren auch - soweit bekannt - zwei Kammergerichtsräte. Nach Übernahme des preußischen Justizministeriums durch Hanns Kerrl wurde ab Ende März systematisch gegen die Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft vorgegangen.

Die Dokumentation zeigt eindringlich die Ausgrenzung und das »Hinausdrängen« aus dem Beruf. Zu den 50 betroffenen Personen werden in einem biographischen Teil die persönlichen Schicksale dokumentiert: Neun wurden ermordet, zwei aus dem Konzentrationslager befreit, 20 konnten sich ins Ausland retten. Zur Veranschaulichung tragen Fotos und Urkunden bei.