Der vorliegende Band ist die erste wissenschaftliche Übersetzung des Traktates Gittin (Scheidebriefe) des Jerusalemer Talmuds. Der Traktat Gittin ist der fünfte Traktat der dritten Ordnung Nashim (Frauen). Ausgehend vom locus classicus in Dtn 24,1-4 werden die formalen Bestandteile eines Scheidebriefes und die Verfahrensweisen bei der Überbringung dieses Dokumentes behandelt. Breiten Raum nehmen Probleme mit den Zeugen und Boten, die Zulässigkeit von einschränkenden Bedingungen und die Anfechtung der Gültigkeit des Scheidebriefes ein. Anhand von Fallbeispielen werden Schwierigkeiten und Besonderheiten der Wiederverheiratung, der Schwagerehe und der Rechtsstellung der Kinder ausführlich diskutiert. Ein besonderes Interesse gilt vermögens-, unterhalts- und erbrechtlichen Fragen. Der Traktat erlaubt interessante Einblicke in die rechtliche Stellung von Geschlechterbeziehungen im antiken Judentum. Generell werden Analogien zur Rechtssituation bei der Freilassung von Sklaven, bei Schuldscheinen und Kaufverträgen gezogen. Der Traktat Scheidebriefe liefert auf diese Weise auch einen Beitrag zur Geschichte des antiken Urkundenwesens. Bill Rebigers Übersetzung basiert auf der Edition Krotoszyn 1865/66; berücksichtigt werden jedoch auch die in der Synopse zum Talmud Yerushalmi edierten Textzeugen sowie Geniza-Fragmente und Parallelüberlieferungen. Der Kommentar erläutert mit Hilfe traditioneller Kommentare und Sekundärliteratur alle wichtigen Probleme der Übersetzung und Interpretation.