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Welchen Stellenwert hat der Holocaust heute? Ein Beitrag zu einer aktuellen, notwendigen und schwierigen Debatte und zugleich ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung. Je weiter der Genozid an den Juden zurückliegt, desto dramatischer und gesellschaftlich relevanter wird seine Bedeutung in der Politik, Öffentlichkeit und Kultur in Deutschland, Europa und insbesondere den USA. Der Holocaust ist dabei zum universalen Maßstab für Gut und Böse geworden und unterliegt gleichzeitig einer anwachsenden Ritualisierung und Kommerzialisierung. Scharfsinnig, kritisch und provokant beschreibt Peter Novick diese Entwicklung, macht klar, welche Verzerrungen sich daraus ergeben und verdeutlicht, wie notwendig der sensible und unaufgeregte Umgang mit dem Thema ist und vor allem auch künftig sein muss.
Wissenschaftliche Studie zur Entwicklung des "Holocaust-Bewusstseins" in den USA (Original 1999). Der Autor, Historiker in Chicago, untersucht die Gründe, aus denen man in den USA lange Zeit kaum über den Holocaust diskutiert hat und aus denen in jüngster Zeit so viel über ihn diskutiert wird: eine überlegt, unmissverständlich formulierte, provokative, aber anders als N. Finkelsteins Beitrag (in dieser Nr.) überwiegend unpolemisch argumentierende, durchaus kritische Studie, in der politisch-soziokulturelle Prozesse auf breiter Quellenbasis nüchtern analysiert und abwägend gewertet werden. Thema ist die inneramerikanische Debatte über die Rolle des Holocaust im Leben amerikanischen Judentums und der US-Gesellschaft allgemein. Ob die deutsche Ausgabe ähnliche Debatten auslöst wie in den USA (dazu: "Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie?" in dieser Nr.), muss abgewartet werden, zumal eine vergleichbare Studie zur Entwicklung des deutschen "Holocaust-Bewusstseins" fehlt. Novicks Buch weist den Weg dahin. (2) (Friedrich Andrae)