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Das Schwarzbuch : der Genozid an den sowjetischen Juden / Wassili Grossman, Ilja Ehrenburg ; Herausgeber der deutschen Ausgabe: Arno Lustiger ; mit Beiträgen von Ilja Altman ...

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Katalogangaben
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MedienartBuch [Buch]
SignaturIII.9.2. Schwa 510
Titel Das Schwarzbuch : der Genozid an den sowjetischen Juden / Wassili Grossman, Ilja Ehrenburg ; Herausgeber der deutschen Ausgabe: Arno Lustiger ; mit Beiträgen von Ilja Altman ...
Bevorzugter TitelČernaja kniga
PersonGrossman, Vasilij S. [Herausgeber/in]
Ėrenburg, Ilʹja [Herausgeber/in]
Lustiger, Arno [Herausgeber/in]
Al'tman, Il'ja A.
VeröffentlichungReinbek bei Hamburg : Rowohlt Verlag GmbH, 1994
Umfang / Format 1148 Seiten
Ausgabe1. Auflage
SpracheDeutsch
Sprache OriginalRussisch
LandDeutschland
ISBN3-498-01655-5
Schlagwörter Schoa
Vernichtungslager
Sowjetunion
Ukraine
Weißrussland
Litauen
Lettland
Massaker von Babi Jar
Systematik III.9.2. Geschichte der Juden 1933 - 1945
Inhalt Auf Anregung von Albert Einstein begann das Jüdische Antifaschistische Komitee seit Sommer 1943, Dokumente über die Ermordung der Juden auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion zu sammeln, die in einem Schwarzbuch veröffentlicht werden sollten. Vorsitzender der zu diesem Zweck gebildeten Literarischen Kommission wurde Ehrenburg. Nach Aufrufen u. a. in der jiddischsprachigen Zeitung Ejnikejt traf ein nicht abreißender Strom von Zeugenberichten ein. Sie wurden teilweise von der Literarischen Kommission, teilweise vom Komitee selbst gesichtet, und eine Auswahl wurde für den Druck vorbereitet. Dabei kam es zu Kontroversen: Das Komitee leitete ohne Wissen Ehrenburgs eine Anzahl von Dokumenten in die USA weiter, was die gleichzeitige Herausgabe in den USA, Großbritannien und der Sowjetunion erheblich erschwerte. Im Zuge dieses Konflikts zog sich Ehrenburg 1945 aus der Redaktion zurück und stellte die von ihm fertiggestellten Teile dem Komitee zur Verfügung. Zugleich war auch das Vorgehen bei der Vorbereitung zum Druck strittig. Bei einer Sitzung der Literarischen Kommission am 13. Oktober 1944 vertrat Ehrenburg das Prinzip der Dokumentation:
"Wenn Sie zum Beispiel einen Briefbericht erhalten, lassen Sie alles stehen, was der Autor zum Ausdruck bringen wollte; vielleicht kürzen Sie ihn etwas in der Länge, und allein darauf beschränkt sich die Bearbeitung, die ich an den Dokumenten vorgenommen habe. [...] Ist ein Dokument von Interesse, dann muss man es unverändert lassen, ist es weniger interessant, soll man es beiseite legen und sich den anderen zuwenden ..."
Wassili Grossman, der später von Ehrenburg die Redaktion des Schwarzbuches übernahm, sah die Aufgabe des Buches hingegen darin, stellvertretend für die Opfer zu sprechen: "im Namen der Menschen -, die unter der Erde liegen und nicht mehr selbst reden können".
Politische Instanzen der Sowjetunion brachten jedoch immer mehr Einwände gegen das Projekt vor; der wichtigste lautete, dass das Schicksal der Juden unverhältnismäßig gegenüber dem anderer Völker hervorgehoben werde. 1947 gelang es Grossman, den Satz des Buches fertigzustellen. Doch nach dem Ausdruck von 33 der 42 Druckbogen verhinderte die Zensurbehörde Glawlit die Fortsetzung des Drucks und ließ schließlich den fertigen Satz zerstören. In der Folge diente das Manuskript des Schwarzbuchs als Material für Prozesse gegen die Funktionäre des Jüdischen Antifaschistischen Komitees (nicht jedoch gegen die Redakteure Ehrenburg und Grossman) wegen nationalistischer Tendenzen. Es konnte nie in der Sowjetunion und erst 1980 in einem israelischen Verlag erscheinen (hier fehlten allerdings die Berichte aus Litauen). Die erste vollständige Ausgabe wurde in deutscher Sprache 1994 publiziert. Sie stützte sich vor allem auf die Korrekturfahnen Grossmans von 1946 und 1947, die Irina Ehrenburg zur Verfügung stellen konnte.
Das Schwarzbuch enthält insgesamt 118 Dokumente, von denen 37 von Ehrenburg zum Druck vorbereitet worden waren. Sie reichen von einfachen Briefen und Tagebüchern von Augenzeugen und Überlebenden bis zu umfassenden Berichten von Schriftstellern, die auf der Basis von Interviews und anderen Materialien erstellt wurden. Zu den ersteren gehört ein Großteil von Ehrenburgs Material, zu den letzteren etwa Oserows großer Bericht über Babi Jar oder Grossmans Text über das Vernichtungslager Treblinka. Größter Wert wurde auf die Nennung möglichst exakter Daten, Namen und Adressen gelegt - die Namen der deutschen Täter konnten 1994 fast durchweg verifiziert werden, ebenso fast alle Angaben über die Daten und Zahlen der Ausrottungsaktionen, wie aus den Fußnoten der Übersetzer hervorgeht. Das Material ist nach den Republiken der UdSSR gegliedert: Ukraine, Belorussland, Russland, Litauen, Lettland. Abschließend folgen ein Bericht über Sowjetbürger, die Juden geholfen hatten, ein Abschnitt über die auf polnischem Boden befindlichen Vernichtungslager (der auch einen Bericht über den Kampf des Warschauer Gettos enthält) sowie ein Kapitel mit Aussagen der gefangen genommenen "Henker" (so die Kapitelüberschrift).
Die Berichte erfassen an immer neuen Orten die Stadien des nationalsozialistischen Terrors: von der Registrierung über den alltäglichen Sadismus besonders gefürchteter SS- oder Gestapo-Männer bis zu den durchorganisierten "Aktionen", die auf totale Vernichtung zielten. Die grausamen Taten lettischer, ukrainischer oder baltendeutscher Hilfspolizeitruppen oder der rumänischen Behörden in Transnistrien werden ebenfalls festgehalten - und von der Zensur in den Korrekturfassungen weitgehend wegredigiert, weil sie die "Kraft der Hauptanklage, die sich gegen die Deutschen richtet", schwächten. Bei den Berichterstattern sind viele Haltungen vertreten: Manche konnten lange nicht glauben, dass die Nationalsozialisten die Juden tatsächlich ausrotten wollten, andere wussten dies frühzeitig; manche sind von lähmendem Entsetzen erfasst, manche fassen den Entschluss zum gewaltsamen Widerstand.
Ein Großteil der Dokumente, auf denen das Schwarzbuch beruht, ist heute wieder zugänglich: teilweise in Yad Vashem, wohin Ehrenburgs Tochter einige Mappen bringen lassen konnte, teilweise in Irina Ehrenburgs Privatarchiv, teilweise mittlerweile auch in Moskauer Archiven. Sie bestätigen den Inhalt des Schwarzbuchs. So stellt das so verspätet erschienene Werk "eine der wichtigsten Primärquellen" zur Shoa dar.
URL http://de.wikipedia.org/wiki/Ilja_Grigorjewitsch_Ehrenburg#Das_Schwarzbuch

Exemplarangaben

StandortSignaturBestellmöglichkeitVerfügbarkeit
Freihand III.9.2. Schwa 510 Standardleihe Verfügbar.