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Ausgemerzt! : das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen / Eva Weissweiler ; unter Mitarbeit von Lilli Weissweiler. Lexikon der Juden in der Musik

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Katalogangaben
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MedienartBuch [Buch]
SignaturIX.1. Weiss 391
VerfasserWeissweiler, Eva
Titel Ausgemerzt! : das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen / Eva Weissweiler ; unter Mitarbeit von Lilli Weissweiler. Lexikon der Juden in der Musik
PersonWeissweiler, Lilli [Mitarbeiter/in]
VeröffentlichungKöln : Dittrich Verlag GmbH, 1999
Umfang / Format 444 Seiten
Anmerkungen Enthält: Lexikon der Juden in der Musik
SpracheDeutsch
LandDeutschland
ISBN3-920862-25-2
Schlagwörter Komponist
Musiker
Lexikon
Antisemitismus
Systematik IX.1. Musik
Fremdkurzreferat Knapp die Hälfte des vorliegenden Bandes (Seite 181 - 375) nimmt der Reprint der 1. Auflage 1940 des Lexikons der Juden in der Musik ein. Auch wenn, wie es im Vorwort zum Original heißt, "Die Reinigung unseres Kultur- und damit auch unseres Musiklebens von allen jüdischen Elementen ... erfolgt (ist)", blieb die Aufgabe, "ein Nachschlagewerk zu schaffen, das trotz der Schwierigkeiten der Materie den Stand unseres Wissens in einwandfreier Form wiedergibt. Die zuverlässigsten Quellen mußten ausfindig gemacht werden, um dem Musiker, dem Musikerzieher, dem Politiker und auch dem Musikfreund jene unbedingte Sicherheit zu geben, die hinsichtlich der Judenfrage gefordert werden muß" (Seite 185). "Die Hauptarbeit an dem Werk wurde von Dr. Theo Stengel geleistet" (Seite 189), der auf dem Titelblatt als Referent in der Reichsmusikkammer ausgewiesen ist, die treibende Kraft war jedoch "Dr. habil. Herbert Gerigk, Leiter der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP." Ihm war es dank guter Beziehungen zu ebendiesem "Beauftragten", Alfred Rosenberg, gelungen, außer der Hauptstelle Musik im Amt Rosenberg auch das sogenannte 'Kulturpolitische Archiv' zu leiten, das für die "umfassende politische Kontrolle über das gesamte Kulturleben des NS-Staates" (Seite 44 - 45) zuständig war und ohne dessen Unbedenklichkeitsbescheinigungen kein Kulturschaffender in der Öffentlichkeit tätig werden konnte. Ihm gingen zahlreiche Musikwissenschaftler zur Hand, unter denen der (zufällig gleichfalls) in diesem Heft von IFB mit seinem Werk über Orlando di Lasso vertretene Wolfgang Boetticher sich besonders hervortat, was nicht hinderte, daß er nach dem Krieg den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Universität Göttingen übernahm.
Das Lexikon ... beschränkt sich keineswegs auf die großen jüdischen Komponisten der Vergangenheit (Mendelssohn-Bartholdy, Meyerbeer, Offenbach) und der Gegenwart (Schönberg), sondern berücksichtigt auch Interpreten, Verleger und Musikpädagogen, so wenig bedeutend sie auch waren, und ebensowenig auf Deutsche, da es ja galt, die Aufführung der Musik ausländischer jüdischer Komponisten in Deutschland zu verhindern. Wie penibel die Bearbeiter vorgingen, zeigt, daß "selbst bei allgemein als Juden bekannten Personen ... in allen noch nicht einwandfrei urkundlich ausgewiesenen Fällen ein Kreuz als Vorbehaltskennzeichnung eingefügt (wurde)" (Seite 187). Mit Hilfe zahlloser "Personalanfragen ... bei Einwohnermelde- und Kirchenämtern" (Seite 11) versuchten sie, die "größtmögliche Zuverlässigkeit" (S. 187) zu erreichen, was aber etwa im Fall von George Gershwin nicht gelang, weshalb sein Eintrag mit dem genannten Kreuz markiert ist. Dank der teils von Mitarbeitern der Hauptstelle Musik selbst (darunter insbesondere W. Boetticher), teils von Denunzianten in den besetzten Ländern beigesteuerten Namen vermehrte sich der Anteil von ausländischen Juden von Auflage zu Auflage immer mehr. Von den genannten "Größen", die mit ausführlichen, abwertenden Artikeln vertreten sind, abgesehen, beschränken sich die allermeisten auf Name, Geburts- und ggf. Todesort- und -datum sowie die musikalische Tätigkeit. Daß in zahlreichen Fällen bei Zeitgenossen nur der letzte Wohnort und kein Todesdatum angegeben ist, hängt in vielen Fällen mit den "mörderischen Folgen" des Lexikons ... zusammen, verlieren sich doch die Spuren vieler auf dem Weg in die Deportation oder in den Konzentrationslagern.
Die Schicksale von 259 im Lexikon ... enthaltenen Deportationsopfern konnte die Herausgeberin durch Abgleich aller Namen an den Sterbebüchern von Auschwitz und sonstigen nationalen und lokalen Gedenkbüchern für die Opfer der Verfolgung der Juden ermitteln. Ihre Namen und Daten sind auf Seite 386 - 419 in alphabetischer Folge zusammengestellt. Ob die für die Deportation und Ermordung Verantwortlichen freilich das Lexikon ... benötigten oder überhaupt benutzten, ist eine andere Frage.
Die lange Einleitung enthält im ersten Kapitel zahlreiche Informationen über Das Amt Musik in Berlin als Kontrollinstanz für die Arisierung des deutschen Musiklebens,[6] so ausführlich über Herbert Gerigk und sein Personal (Seite 60 - 79) sowie - für die Leser von IFB besonders interessant - über die Musik in Geschichte und Gegenwart, als dessen "Vater" Gerigk anzusehen ist (Seite 48 - 60). Daß die MGG trotz ihres Status als 'kriegswichtiges' Werk damals nicht mehr erscheinen konnte, hängt mit dem Ende des 'Dritten Reiches' zusammen. Der neue, relativ 'unbelastete' Herausgeber, Friedrich Blume, konnte jedoch ab 1949 auf die Texte der schon von Gerigk rekrutierten Mitarbeiter zurückgreifen, die lediglich von den gröbsten Entgleisungen befreit werden mußten. Daß weder im Vorwort zu Lieferung 1 (1949) noch zu Band 1 (1951) der MGG dieser Vorgeschichte gedacht, sondern nur erwähnt wird, daß der "Gedanke der Enzyklopädie ... bereits 1943 von dem Bärenreiter-Verlag ... ausgegangen (ist)", verwundert nicht. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Quellen des Lexikons ..., enthält Fallbeispiele sowie Informationen über das bereits erwähnte Ausgreifen des Amtes in besetzte Länder. Man möchte wünschen, daß der von der Herausgeberin ins Auge gefaßte "Folgeband mit den Biographien der zu Unrecht vergessenen Emigranten und Verschollenen" (Seite 11) zustande kommt.
URL http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/00_0261.html

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Freihand IX.1. Weiss 391 Standardleihe Verfügbar.