ISBN:
3423308451
Language:
German
Pages:
476 Seiten
Year of publication:
2002
Series Statement:
dtv 30845
Series Statement:
dtv
Keywords:
Judenverfolgung
;
Widerstand
;
Berlin Rosenstraße
Abstract:
Nathan Stoltzfus untersuchte dieses bisher wenig erforschte Kapitel der Geschichte des Nationalsozialismus und machte auf das Schicksal der "Mischehen" und "Mischlinge" aufmerksam. Sein beeindruckendes Buch, ursprünglich als Dissertation an der Harvard University eingereicht, liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Stoltzfus stützt sich im wesentlichen auf die Grundlage zahlreicher Interviews mit Zeitzeugen und lieferte eine überzeugende Arbeit nach den Methoden der Oral History. Neben den Überlebenden aus drei "Mischehen" sowie zwei "Mischlinge" konnte er auf der Seite der Täter Leopold Gutterer, damals Staatssekretär von Joseph Goebbels im Propagandaministerium, als Interviewpartner gewinnen. Den Rahmen für die Darstellung der Protestaktion selbst bildet seine Untersuchung zum Thema "Mischlinge", "Mischehen" und nationalsozialistische Familien- und Rassenpolitik. Die englische Originalausgabe deutet dies bereits im Untertitel an: "Intermarriage and the Rosenstrasse Protest in Nazi Germany". Der Autor stell darüber hinaus die grundsätzliche Frage nach den Erfolgsaussichten von zivilen Protestaktionen und deren Rahmenbedingungen. Einerseits betont er dabei stets die persönliche Leistung: "Es erforderte ungeheuren Mut, Tag für Tag auf einer Berliner Straße zu stehen und öffentlich gegenüber der Gestapo seine Verbundenheit mit Juden zu bekennen, ganz gleich, ob es Familienangehörige waren oder nicht." Andererseits stellt Stoltzfus Überlegungen zum Widerstand im allgemeinen und den singulären Bedingungen des Aufstandes in der Rosenstraße an. Als teilweise vergleichbare Fälle führt er beispielweise den Protest gegen die Beseitigung der Kreuze in den katholischen Schulen des Oldenburger Münsterlandes und Bayerns an. Auch wenn hier vieles spekulativ bleiben muß, könnte Stoltzfus neue Impulse für die Widerstandsforschung allgemein geben. (Von Andrea Übelhack)
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