Language:
German
Pages:
263 Seiten
Year of publication:
2000
Series Statement:
List-Taschenbuch 65023
Series Statement:
List-Taschenbuch
Keywords:
Galizien
;
Osteuropäische Juden
Abstract:
H. W. Katz gehört zu den Autoren, die zu Unrecht in Gefahr laufen, vergessen zu werden. Für den Roman "Die Fischmanns" erhielt Katz 1937 den "Heinrich Heine-Preis", 1938 erstmals in deutscher Sprache bei Albert de Lange, Amsterdam erschienen, im deutschen Buchhandel erst 1985 als Fischer Taschenbuch. Am Beispiel einer östjüdischen Familie, erzählt der Autor, das schwere Schicksal galizischer Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Strody, Galizien, Ostzipfel der k.u.k.-Monarchie: Auf dem Marktplatz wird Jossel, der Vater, in eine Schlägerei verwickelt, an der Grenze zu Russland haben Bauern ihren Spaß an Judenprogromen. Als ein Mädchen christlichen Glaubens in einem jüdischen Hospital stirbt, reagiert ein antisemitisches Blatt mit furchtbarem Hass: "Zu Ostern brauchen die jüdischen Mörder christliches Blut!!!". Spätestens hier bekommt der Leser zu spüren, dass dieses Buch tragisch enden wird. Aus Angst vor Gewalt flackern bei den Fischmanns Wünsche auf, nach Amerika auszuwandern. Jossel schafft es schließlich - allein. In New York arbeitet er einige Jahre, um Schiffskarten für Frau und Kinder kaufen zu können. Doch als 1914 der Krieg ausbricht, die Russen seiner Heimat immer näher rücken, reist er mit den Schiffskarten nach Europa zurück, um seine Familie nach Amerika zu holen ... aber inzwischen ist seine Familie irgendwo auf der Flucht und Jossel wird unfreiwillig Soldat. "Aus der Traum, Mr. Fishmann." Trotz aller Tragik kommt der Humor in diesem Roman nicht zu kurz. Das ist das Großartige und deswegen kann man die traurigen Geschehnisse auch lesen. Gerade als Jossel auf dem Marktplatz verprügelt wird, ist der Gendarm Róman nicht zur Stelle. Tags zuvor hatte er verdorbenen Fisch gegessen, nun lief er hinunter zum Fluss in die Büsche - nunja, weswegen wohl ... Ein Zufall, lesen wir. Der Autor will uns damit aber sagen: Die Polizei sah weg, sie schützte die Juden nicht. In Strody lernten die Juden, "wie man ein unbeteiligtes Gesicht macht, wenn man einen Tritt ins Gesäß bekommt. Wie man lächelt, selbst wenn das Herz blutet". H. W. Katz schreibt in einer Sprache, die jeder versteht. Er schreibt über Ängste, von der Verzweiflung und Sehnsucht, schließlich vom Glück, dass sich die Fischmanns erträumen. Er zeichnet Charaktere verblüffend einfach. Die Fischmanns werden geradezu lebendig, sie werden zu Freunden, die man nie vergessen mag. Martin Stauder
URL:
http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=013866344&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA$zInhaltsverzeichnis
Permalink