Language:
German
Pages:
44 Min.
Year of publication:
2007
Keywords:
Hess, Kurt Luis
;
Exil
;
Dominikanische Republik
Abstract:
"Es gibt kein Übel, das nicht etwas Gutes mit sich bringt." Erzählt der 98-jährige Kurt Luis Hess sein Lebensmotto, leuchten seine wachen dunklen Augen. Als der Erfurter Jude Deutschland verließ und später aus Frankreich ausgewiesen wurde, dachte er, sein Leben sei nun zu Ende. Doch die Ausweisung war sein großes Glück. Auf seiner Flucht vor den Nazis verschlug es Hess ins dominikanische Küstenstädtchen Sosúa. Er konnte sich eine neue Existenz aufbauen, traf seine große Liebe. Kurt Luis Hess hatte das Angebot des dominikanischen Diktators Rafael Trujillo angenommen, der 100.000 Juden in sein Land aufnehmen wollte - zu einer Zeit, als andere Länder ihre Tore dicht machten. Als einer der ersten Flüchtlinge ging er 1939 in Puerto Plata an Land. Bis Kriegsende kamen etwa 700 Männer, Frauen und Kinder aus ganz Europa in die Dominikanische Republik. Trujillo und sein Regime verkauften die Aufnahme der verfolgten Juden als großherzige Tat. Dahinter steckte jedoch politisches Kalkül. Der Diktator wollte vergessen machen, dass er zwei Jahre zuvor vermutlich 20.000 Haitianer kaltblütig hatte abschlachten lassen. Trujillo war Rassist, der seine dunkelhäutigen "Untertanen" durch hellhäutige Einwanderer "aufweißen" wollte. In Sosúa errichteten die jüdischen Siedler eine Kleinstadt, hielten Milchkühe und bauten eine florierende Käse- und Fleischfabrik auf. Kurt Luis Hess war ihr Dolmetscher, und 34 Jahre lang Direktor der von ihnen gegründeten Schule. Er erfüllte Trujillos "Wunsch", bekam mit einer Dominikanerin zwei Söhne, die heute als Ingenieur und Wissenschaftler in Los Angeles und Berlin arbeiten. "Meine Söhne haben die Rassentheorie Hitlers widerlegt. Die arische Rasse mit ihren blonden und blauäugigen Menschen steht nicht über allen", meint der Senior, den in Sosúa alle nur "Don Luis" nennen. Autor Daniel Baumbach lässt Kurt Luis Hess über sein ungewöhnliches Leben und den ungewöhnlichen Fluchtort erzählen. Mit historischem Material taucht er ein in die fast 70-jährige Geschichte der jüdischen Siedlung in Sosúa.
Note:
Fernsehmitschnitt MDR 9.8.2007
,
Nur für den internen Gebrauch.
URL:
http://www.mdr.de/tv/programm/prog%5Fdetail+882543.html
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