Language:
German
Pages:
43 Minuten
Year of publication:
2009
Titel der Quelle:
Eine Begegnung mit Marcel Reich-Ranicki
Angaben zur Quelle:
(2009)
Abstract:
Der von Lesern geliebte, von Autoren gehasste, von Kollegen bewunderte oder neidisch betrachtete Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist mit seinen inzwischen 88 Jahren immer noch eine der populärsten Figuren des deutschen Literaturbetriebs. In "Mein Leben" lässt Marcel Reich-Ranicki sein bewegtes Leben noch einmal Revue passieren. Er hat es niemandem leichtgemacht. Aber er hatte es im Leben auch nicht gerade leicht: Manche fürchten ihn, andere lieben oder bewundern ihn - der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist im Alter von 88 Jahren noch immer einflussreich in der deutschen Literaturlandschaft. Als Neunjähriger kam Marcel Reich-Ranicki mit seiner Familie aus Polen nach Berlin. In dieser Zeit wurde seine Liebe zur deutschen Literatur geweckt, die ihm bis heute Zuflucht geblieben ist. "Ich war immer ein Außenseiter. Zunächst als polnischer Einwanderer, aber - natürlich - auch als Jude. Und später, als ich 1958 wieder nach Deutschland zurückkehrte - na ja, das war ja auch nicht normal, dass da ein Pole über deutsche Bücher schrieb", erzählt er. Reich-Ranicki überlebte mit knapper Not das Ghetto, wurde von der Roten Armee befreit und schloss sich aus Dankbarkeit der polnischen Armee an. Aber im Laufe der Jahre empfanden er und seine Frau Theophila, die er im Ghetto kennengelernt hatte, das kommunistische Polen als unerträglich. Sie flüchteten nach Deutschland - "in das Land, dessen Literatur mein ganzes Leben geprägt hatte", sagt er. Seiner Frau ist dieser Schritt nicht leicht gefallen - bis heute sprechen die beiden zu Hause nur polnisch. Die Bilanz des beschwerlichen Neuanfangs hingegen fällt für ihn im Rückblick trotzdem positiv aus: "Es ging dann eigentlich leicht, ich wurde schnell einer der führenden Kritiker deutscher Literatur." Von 1973 bis 1988 leitete er den Literaturteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dann begann er eine zweite Karriere: Er wurde ein Fernsehstar. Mehr als 13 Jahre lang, bis Ende 2001, moderierte er "Das Literarische Quartett" - die Sendung, die ihn in Deutschland zu einer Art Popikone der Literaturkritik machte. Erstmals wurde einem breiten Publikum Literaturkritik als Unterhaltung präsentiert, dank Marcel Reich-Ranickis leidenschaftlichem Eintreten für "gute" Literatur, die er als Moderator und Diskussionsteilnehmer ebenso mit Emphase verteidigte wie er - seiner Meinung nach - schlechte Bücher wortgewaltig verriss. Er schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, betreut die von ihm ins Leben gerufene Lyrik-Sammlung "Frankfurter Anthologie" und schreibt an einer mehrbändigen Kanon-Bibliothek der deutschen Literatur. "Nein, ich möchte mich nicht zur Ruhe setzen, ich möchte nicht!", das werden ihm viele Leser danken.
Note:
Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), 2004; Fernsehmitschnitt: arte, 10.4.2009
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