ISBN:
3552049797
Language:
Undetermined
Pages:
340 S.
,
8
Year of publication:
2000
Abstract:
«Aufrichtig schreiben», notierte SÆndor MÆrai über das Ansinnen, literarisch von der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zu handeln, «kann man über gar nichts»: «Am Ende eines Weltkriegs (. . .) kann ein Schriftsteller, der noch von anderen Dingen spricht als den statistischen Fakten, nicht aufrichtig sein.» Alles andere sei Schminke, Pose, ja sogar «Possenreisserei». Bezeichnend, dass Dantes Dichter an der Schwelle zum Inferno zunächst die Musen, dann das Ideal, schliesslich jedoch das Gedächtnis anfleht, ihm beizustehen: «Gedächtnis, das nicht abschweift, soll's erzählen.» Zeugenschaft bekunden, Erinnerungen aufzeichnen, Wissen dem drohenden Verlöschen entwinden: vornehmliches und vornehmes Ziel des Schriftstellers, wie es Henryk Grynberg versteht. Mit seinen «Galizischen Erinnerungen» kehrt Grynberg in jenen Landstrich zurück, welcher, nach fast 150-jähriger Zugehörigkeit zur Habsburgermonarchie, ab 1918/20 den Schauplatz abgab für eine nicht enden wollende Kette von Verwüstungen. Kommunistische «Säuberungen», ruthenisch-ukrainische Racheakte, vor allem aber der nationalsozialistische Völkermord: Kaum eine Region Europas sah den Menschen dem Menschen derart als Wolf. Wenn der 1936 in Warschau geborene Grynberg zusammenträgt, was er selbst, was die von ihm befragten Holocaust-Überlebenden am eigenen Leibe erlitten, buchstabieren diese Zeugnisse die Sprache der blanken Brutalität, der letztmöglichen Demütigung, des schieren Skandals. Für Grynberg und seine Generation bedeutet der Einbruch
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